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MeinPilgertagebuch

Anna Herbst (19) aus Fürstenberg (Kreis Paderborn) berichtet vom Weltjugendtag in Köln.
Für meine Freunde beginnt der Tag mit der Morgenandacht, aber da bin ich schon unterwegs. Ich begleite den Sekretär des Weltjugendtages, Georg Austen, für einen Tag. Das heißt: aufstehen um 4.15 Uhr! »Mister Weltjugendtag« treffe ich um halb Sieben, denn zu dieser frühen Stunde beginnt der Tag des Pfarrers, der zusammen mit zwei anderen die Hauptorganisation inne hat. Und er endet nicht um 20, sondern um 2 Uhr in der Nacht.
Dazwischen ist Georg Austen nur unterwegs - und heute mit mir! Ab zum Messegelände - vorbei an zahllosen Polizeiautos und Sicherheitskontrollen! Das muss wohl so sein, schließlich kommt in zwei Tagen der Papst. Überall werden wir durchgewunken. Man kennt Pfarrer Austen. »Wie praktisch«, denke ich.
Nicht anders in den Büros der zentralen Veranstaltungsleitung. Jeder hat ein anderes Anliegen: Wo sollen wir die zwei Afrikaner, von denen niemand weiß, woher sie kommen, unterbringen? Wo gibt's eine Durchfahrgenehmigung für den Vorsitzenden der Afrikanischen Bischofskonferenz? Konzentrierte Spannung herrscht mitten in einer der größten Veranstaltungen der Geschichte, und mir bleibt rätselhaft, wie man die Organisation überhaupt überschauen kann. Knapp 300 000 sind schon da, 800 000 werden erwartet. Die wollen alle untergebracht, verpflegt und beschäftigt werden. Wahnsinn!
Nach der Eröffnungspressekonferenz mit den Kardinälen Joachim Meisner und Karl Lehmann, bei der ich die australische Tourismusministerin kennenlerne, geht es im Eiltempo nach Düsseldorf. Kurzer Stopp im Pfadfinderlager für 7000 Pilger. Trotz des bewölkten Himmels ist die Stimmung gut. Jugendliche aus 46 Ländern singen und machen sich mit Flaggen und Trommeln auf den Weg zur Willkommensfeier. Ich glaube, unsere kleine Gruppe braucht auch noch eine Flagge, vielleicht hätten wir eine vom Schützenverein Fürstenberg mitnehmen sollen.
Plötzlich stehe ich im VIP-Bereich der Düsseldorfer LTU-Arena, Pfarrer Austen legt sein Priestergewand an. Er wird gleich mit Kardinal Lehmann die Messe zelebrieren. Die Stimmung im Stadion ist super. Der liebe Gott hat heute ein Heimspiel. Eine La-Ola nach der anderen, Jugendliche aller Nationen klatschen, singen und feiern zusammen. Keine Frage, der Weltjugendtag hat begonnen.
Tschüss bis morgen,
sagt Eure

Artikel vom 17.08.2005