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»Städtetag-Vorschlag
ist nicht ausgegoren«

Filterlose Diesel-Fahrzeuge: Bielefeld wartet ab

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Für »unausgegoren« hält Reinhard Thiel, Leiter des Bielefelder Amtes für Verkehr, die Pläne des Deutschen Städtetages, in Großstädten so genannte Umweltzonen einzurichten, in denen filterlose Dieselautos nicht mehr fahren dürfen (das WESTFALEN-BLATT berichtete).

Betroffen von einem solchen Fahrverbot würden alle Diesel-Autos sein, die vor 1999 zugelassen sind. Schätzungen nach sind das bundesweit 5,8 Millionen Diesel-Autos und eine Million LKW.
Klaus-Peter Korte, Chef der Kfz-Werkstatt Korte + Teutrine ist überzeugt davon, dass sich die allermeisten Diesel-PKW allerdings »optimal einstellen« lassen: »Der jeweilige Hersteller gibt die Normen vor - die Motoren überprüfen sich heutzutage ja praktisch selbst.«
Amtsleiter Reinhard Thiel kann es sich als Verkehrsplaner »nicht vorstellen«, wie eine Sperrung von Innenstädten, wie sie Frankfurt/Main und Berlin vorhaben, praktisch funktionieren soll. Bevor er sich über solche weitreichenden Pläne Gedanken mache - es gebe auch Vorschläge, so genannte Korridore für »Stinker« zu sperren, das heißt Hauptstraßen und die parallel verlaufenden Nebenstraßen - will er erst einmal abwarten, wie es funktionieren soll, Fahrzeuge nach Schadstoffklassen zu kennzeichnen. Die Aufkleber dafür sollen Autofahrer zwischen fünf und zehn Euro kosten. In der Diskussion sind drei Emissionsgruppen und ein gestaffeltes Verbot für ältere Dieselfahrzeuge von 2007 an.
Nach Ansicht von Thiel ist der Städtetag »vorgeprescht«. In Bielefeld beschäftige man sich zunächst einmal vorrangig mit dem Aktionsplan, der das Ziel haben soll, die Feinstaubbelastungen auf der Detmolder und der Stapenhorststraße zu senken. Weitere Gespräche mit der Bezirksregierung fänden nach den Sommerferien statt. Nach Schätzungen werden die Feinstaub-Grenzwerte an der stark befahrenen Detmolder Straße in diesem Jahr an mindestens 110 Tagen überschritten, die Europäische Union duldet maximal eine Überschreitung an 35 Tagen pro Jahr.
Vermeiden will die Stadt ein LKW-Fahrverbot, mit dem Städte wie Düsseldorfoder Stuttgart bereits gegen zu hohe Feinstaubbelastungen vorgehen. Eine Sperrung von Innenstädten für ältere Dieselfahrzeuge hält Reinhard Thiel für wenig praktikabel. Seiner Meinung nach könne man niemandem untersagen, eine öffentliche Straße zu befahren, nur, weil sein Auto nicht dem neuesten Stand der Technik entspreche.

Artikel vom 16.08.2005