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Sichtung der ersten Bodenprobe in Senne: Umweltamtsleiter Martin Wörmann (links) mit dem Geologen Adam Marek

20 Bohrungen für das
Streitprojekt Sennesee

Stadt will Klarheit über die Bodenbeschaffenheit

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Senne (WB). Ob es im Dreieck zwischen der Buschkampstraße, Wilhelmsdorfer Straße und A2 irgendwann einen 60 Hektar großen Bade- und Freizeitsee geben wird, steht nach wie vor in den Sternen. Dennoch geht die Diskussion um das umstrittene Bauprojekt »Sennesee« jetzt in die nächste Runde: Auf dem Gelände des Hofes Johannes Goda ließ die Stadt gestern und vorgestern die ersten beiden von 20 Probebohrungen im Planungsraum vornehmen.

Sie sollen Erkenntnisse liefern über die Bodenbeschaffenheit, bzw. über die Verwendbarkeit des Bodens für die Trasse der A 33. Bis Anfang September wird täglich eine Bohrung hinzukommen. Nach Auskunft des Umweltamtsleiters Martin Wörmann soll sich dann die so genannte Projektsteuerungsgruppe mit den Ergebnissen befassen. Der Zusammenschluss aus Mitgliedern der politischen Parteien, der Vereine »Pro Bielefeld« und »Pro Grün« sowie der IHK und des Stadtsportbundes wird laut Ratsbeschluss Ende September über seine Auswertung berichten.
20 000 Euro blättert die Stadt für diese Bohrungen auf den Tisch; plus weitere 10 000 Euro für mehrere Wasserkontrollstellen, die später dauerhaft an einigen der Bohrlöcher eingerichtet werden sollen. Welche Aufschlüsse erhofft man sich von den Bodenproben aus bis zu 20 Metern Tiefe? »Sie liefern uns ein Profil, das zeigt, wie der Untergrund aussieht und wie oder wo später gegraben werden müsste«, erklärt Wörmann. Was für den Autobahnbau benötigt wird, ist vor allem grober Kies. Der liegt im Umfeld der ersten Bohrung von null bis drei Meter Tiefe. Weitere sandige Schichten liegen zwischen Meter sieben und zehn bzw. noch tiefer zwischen Meter zwölf und 20.
Was die Straßenbauer weniger begeistert, ist der so genannte Geschiebemergel, ein wasserundurchlässiger, lehmiger Boden, in der letzten Eiszeit von Gletschern zusammengepresst. Davon liegen ebenfalls zwei dicke Schichten auf den ersten 20 Metern unter der Oberfläche. »Das Grundwasser in dieser Tiefe hat beste Trinkwasserqualität«, berichtet Geologe Adam Marek.
Auf dem Grundstück des Senner Landwirts und ehemaligen Viehhändlers Johannes Goda steht die fünf Meter hohe Bohrmaschine der Firma Brunnenbau Witt aus Halle/Westfalen. Neben ihr liegt eine 20 Meter lange Erdwurst, in ein Meter langen Teilwürsten soeben aus der Erde gezogen. Der 74-Jährige begutachtet die unterschiedlichen Schichten sorgfältig.
»Das Ergebnis wusste ich schon vorher«, sagt er. »Dass unser Boden sehr lehmig ist, war ja kein Geheimnis. Ich bin mal gespannt, ob da unten so viel Sand ist, dass sich die Sache mit der Autobahn lohnt.« Johannes Goda hat seinen Hof für die Testbohrungen zur Verfügung gestellt, weil er das Streitprojekt Sennesee mit großem Interesse verfolgt. Doch seine Ländereien, die der geplante See fluten würde, will er freiwillig niemals hergeben.
»Für unser Land haben wir viel gearbeitet, und das wollen wir auch behalten«, sagt der rüstige Senior. »Meinen Besitz möchte ich an meine Kinder weitergeben, und nicht an die Allgemeinheit. Außerdem haben wir hier jetzt noch eine intakte Landschaft. Wer weiß, wie das alles aussieht und funktioniert, wenn hier ein See hinkommt...«

Artikel vom 16.08.2005