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Paderborner
Rätselraten
um Stefulj

Zu schlecht oder schwer verletzt?

Von Peter Klute
Paderborn (WB). »Ich freue mich ganz besonders für den Trainer, dessen konsequente Haltung belohnt worden ist.« Dieser Satz des Sportlichen Leiters Günther Rybarczyk zum 5:0-Sieg von Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn 07 gegen den 1. FC Saarbrücken hat einen speziellen Hintergrund.

Jos Luhukay verzichtete zur Heimpremiere auf seinen prominentesten Spieler, ersetzte Danijel Stefulj durch Marc Gouiffe à Goufan und beorderte seinen Kapitän auf die Bank.
»Das war nicht mutig, das war logisch«, meinte Luhukay gestern nach dem Auslaufen: »Danijel ist momentan nicht in der Lage, der Mannschaft zu helfen. Ich kann als Trainer auf Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen. Für mich zählt einzig und allein der Erfolg der Mannschaft.« Die kam am Sonntag ohne Stefulj und mit Gouiffe à Goufan bestens klar, das blieb auch dem Aussortierten am Spielfeldrand nicht verborgen: »Das war von allen eine überragende Leistung.«
So eine Bewertung traf auf ihn bislang nicht zu. »Danijel hat in Hannover kaum gespielt und wir wussten, dass er Defizite hat und Zeit braucht, seinen Rhythmus zu finden. Dennoch haben wir ihn als absoluten Stabilisator verpflichtet«, blickt Rybarczyk zurück. Doch der Kroate konnte den Vertrauensvorschuss bislang nicht zurückzahlen und Zeit ist im Profisport kein unbegrenztes Gut. »Ich habe gemerkt, dass ihm etwas fehlt und wollte ihn zusätzlich motivieren«, begründet Luhukay im Nachhinein die Kapitäns-Wahl.
Zum Auftakt in Unterhaching bekam der 32-Jährige aufgrund seiner Erfahrung den Vorzug gegenüber dem jungen Gouiffe à Goufan (21). Sein Auftritt dort (Luhukay: »Er war viel zu passiv«) und die anschließende Trainingswoche ließen das Pendel zu Gunsten des Ex-Wolfsburgers ausschlagen.
Von Kritik oder Enttäuschung will Stefulj indes nichts wissen. Er begründet seine Nicht-Berücksichtigung mit einer Verletzung: »Ich habe eine Entzündung an der Achillessehne und konnte deshalb nicht alles geben. In der 2. Bundesliga reichen keine 80 Prozent. Der Trainer hat mir am Sonntagmorgen gesagt, dass ich nicht spiele, und ich habe ihm gesagt, dass das besser so ist. Ich bekomme fast täglich Spritzen, habe ein taubes Gefühl im Bein und kann kaum gehen.« Die Frage ist nur: Warum saß Stefulj auf der Bank, wenn er schwer verletzt ist?
Die Sportliche Leitung erwähnte die Verletzung jedenfalls mit keiner Silbe. »Der Trainer hat glaubwürdig gehandelt. Hätte er gewartet, hätte ihm das niemand mehr abgenommen. Das war ein Signal. Ich stehe abolut hinter Jos Luhukay, auch, wenn es schief gegangen wäre«, so Rybarczyk.
Ist es aber nicht und so dürfte es für Stefulj in den nächsten Wochen schwer werden, ins Team zurückzukehren. Doch er gibt sich gelassen: »Die Konkurrenz ist groß, da muss jeder um seinen Platz kämpfen. Das ist ganz normal. Ich hoffe, es gibt keine Probleme. Wer spielt, ist egal, Hauptsache wir gewinnen.«
Stefulj, der zwei Länderspiele, 35 Erstliga- und 112 Zweitligaspiele bestritten hat, über Wochen als schweigsamer Bankdrücker? Dieses Bild kann man sich nur schwer vorstellen. »Ich erwarte von ihm als Kapitän, dass er seine Situation respektiert und neu angreift. Wir brauchen ihn«, sagt Luhukay und Rybarczyk betont: »Ich bin gespannt auf Danijels Reaktion, aber er ist Profi und ich bin sicher, dass er bei allem Frust die richtige Antwort geben wird.« Wenn die Achillessehne hält.

Artikel vom 16.08.2005