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80 Alleebäumen geht es an die Krone

Bechterdisser Straße: Arbeiten für Verkehrssicherheit - Vollsperrung bis Ende der Woche

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Stieghorst (WB). Motorsägenbrummen und Hubwagensurren statt Verkehrslärm: Die Bechterdisser Straße ist bis Ende der Woche fest in der Hand der Baumpflegerkolonne der Stadt Bielefeld. 80 Alleebäume werden nach eingehender Kontrolle beschnitten, um die Sicherheit für den rollenden Verkehr zu erhöhen.

Alle fünf Jahre geht es den Alleebäumen an die Krone. Die Aktion dient einerseits ihrem Schutz, weil tief herunterhängende Äste von Lastwagen von hohen Aufbauten heruntergerissen werden und dadurch Schäden mit erheblichen Auswirkungen entstehen können. Andererseits muss die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Bis in 4,50 Meter Höhe soll der Raum über der Fahrbahn frei sein (Fachbegriff: Lichtraumprofil). Und darüber hinaus besteht immer die Gefahr, dass Totholz - auch armdicke Äste - herunterfallen und ein Hindernis für den rollenden Verkehr darstellen.
Die Entwicklung von Totholz ist ein ganz natürlicher Vorgang in Folge des Wachstums. Ein Baum - an der Bechterdisser Straße sind sie 70 bis 100 Jahre alt - strebt zum Licht, entwickelt sich in die Höhe und auch, soweit es die Nachbarn zulassen, in die Breite. Tiefer liegende Äste sterben ab.
»Die müssen weg«, deutet Gerd Kahl (Grünunterhaltung im Umweltbetrieb), auf kahle Äste eines Ahorns. Wenige Meter weiter, bei den Linden, ist Anja Schneider in luftiger Höhe dabei, mit der Stangensäge trockene Äste zu entfernen. Sie arbeitet vom Hubwagenkorb aus, den Kollege Andreas Wilk steuert. Bevor der Korb zu Boden gleitet, werfen sie noch einen letzten kritischen Blick in den Kronenbereich. Baum für Baum arbeiten sich die Baumpfleger voran.
Ein anderes Hubwagen-Team ist nahe der Evenhausener Straße im Einsatz, um Äste und Zweige nahe der Stromleitung zurückzuschneiden. »Alle anderen Arbeiten sind dort schon erledigt. Aber für diesen Bereich musste der Strom abgeschaltet werden.« Gerd Kahl fixiert den Hubwagen in 350 Metern Entfernung und stellt fest: »Die Kollegen sind bald fertig.«
Anja Schneider hat das Fahrzeug derweil ein paar Meter vorgezogen: Der nächste Baum kommt dran. Ein am Fahrbahnrand aufgemalter Pfeil ist das Zeichen, dass die Baumpfleger den Kronenbereich besonders sorgfältig unter die Lupe nehmen. »Vom Korb aus kann man mehr sehen«, erläutert Kahl. Ist der Kronenbereich gesund, gibt es Schadstellen oder sogar angefaulte Bereiche, ist womöglich die Stabilität gefährdet?
Hundert Meter weiter fällt an einem Ahornstamm ein dicker roter Punkt auf: das Zeichen zum Fällen. Manchmal kann selbst der Laie erkennen, dass der Baum nicht mehr gesund ist. Beispielsweise, wenn das Blätterdach sehr durchlässig wirkt und das Laub schon jetzt, Mitte August, teilweise gelb ist. »Wir führen eine Liste der gefällten Bäume, und im Herbst wird entschieden, wo Neuanpflanzungen erfolgen.«
Am Montagmorgen hatte die Baumpflegerkolonne begonnen, bis Donnerstag soll die Einmündung Dingerdisser Heide erreicht sein. »Das nächste Teilstück kommt in den Herbstferien dran«, sagt Kahl. Auch dort wird dann - zumindest tagsüber - die Bechterdisser Straße voll gesperrt. Dass sich Radfahrer selten an das Verbotsschild halten, registriert Gerd Kahl mit Kopfschütteln. »Baumschnittarbeiten in diesem Umfang sind nicht ungefährlich. Unsere Baumpfleger tragen aus guten Gründen Helme mit Kopfschutz.« Pkw und Laster rollen bis morgen über die Dingerdisser Straße. »Das ist nur ein kleiner Umweg.«

Artikel vom 17.08.2005