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»Reise durch die Jahrhunderte«

»Mandolinen- und Gitarrenorchester Bielefeld« feiert 90-jähriges Jubiläum

Von Caroline Carls (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Mit der »Niedersächsischen Wanderzunft« fing alles an: Neun junge Männer nahmen 1915 in einer Laube am Ehlentruper Weg ihre Mandolinen und Gitarren in die Hand, um sich und andere Wanderer zu unterhalten.

Heute, 90 Jahre später, blicken die beiden - nicht miteinander verwandten - Vorsitzenden Andreas Schmidt und Ingeborg Schmidt auf die erfolgreiche Geschichte ihres Vereins zurück, der verschiedene Namen trug und seit 1971 »Mandolinen- und Gitarrenorchester Bielefeld« heißt: »Wir sind stolz und glücklich, dass unser traditionsreicher Verein noch immer so lebendig ist«, betont Andreas Schmidt, der seit dem vergangenen Jahr der erste Vorsitzende des Orchesters ist. Am 23. Oktober feiert das Orchester mit einem Festkonzert in der Aula des Bielefelder Cecilien-Gymnasiums sein 90-jähriges Bestehen.
Andreas Schmidt kam eher zufällig zu dem Orchester. Im Jahr 1951 hörte der heute 69-Jährige ein Mandolinenkonzert in Dornberg: »Seitdem bin ich verzaubert und spiele mit Leidenschaft Mandoline.« Die Mandoline ist ein Zupfinstrument aus der Familie der Lauten und stammt aus dem 17. Jahrhundert. »Eine faszinierende Spieltechnik ist das Tremolo, bei dem eines der vier Saitenpaare so schnell angeschlagen wird, dass ein rollender Ton entsteht«, erklärt Andreas Schmidt.
Auch Ingeborg Schmidt ist mit Eifer dabei. Die zweite Vorsitzende, die erst vor drei Jahren zu dem Verein stieß, spielt schon seit ihrem zehnten Lebensjahr Gitarre. »Von der Technik des Anschlags her gesehen, ist die Gitarre eines der flexibelsten Instrumente«, erklärt die 64-Jährige. »Und es ist vielseitig: Man kann solo auftreten, im Duett und im Orchester.«
Schon 1916 - ein Jahr nach der Gründung - erfolgten die ersten Auftritte des »Mandolinen- und Gitarrenorchesters Bielefeld«. Musikalische Darbietungen im kleinen Kreis wie beispielsweise in Krankenhäusern, Altersheimen oder Kirchen fanden damals wie heute statt. 1926 - der Verein hatte bereits 32 Mitglieder - gaben die Musiker ihr erstes öffentliches Konzert als Ersatz für das verhinderte Städtische Orchester. Auch in der Rudolf-Oetker-Halle trat das Orchester des öfteren auf. Heute sind es 17 Mitglieder: sechs Gitarren- und elf Mandolinenspieler.
Die Qualität des Zusammenspiels der Musiker hängt jedoch nicht nur von der Begeisterung der Künstler für ihre Instrumente ab, sondern auch von den Fähigkeiten des Dirigenten. Seit vier Jahren ist der Japaner Yasuo Wada musikalischer Leiter des Orchesters. »Wir sind froh, dass wir ihn haben. Er ist zwar manchmal sehr streng, aber das zahlt sich aus«, erklärt Ingeborg Schmidt mit einem Zwinkern.
Für das Jubiläumskonzert mit dem Titel »Eine Reise durch die Jahrhunderte« am 23. Oktober studieren die Musiker Stücke von Mozart, Sartori, Strauß, Brahms, Hammond und Chopin ein. »Wir üben viel und freuen uns schon sehr auf die Feierlichkeiten«, sagt Andreas Schmidt. »Denn selbst nach fast hundert Jahren ist eines immer noch unverändert: die Begeisterung unserer Mitglieder für die Musik.«

Artikel vom 17.08.2005