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Poldis Ruhm
nur eine Illusion

Nationalspielerin bleibt realistisch

Von Hans-Heinrich Sellmann
(Texte und Foto)
Steinhagen (WB). Deutschland gegen England, Elfmeterschießen, der vorletzte Strafstoß: Anna Laue läuft an - und verschießt. Was für viele junge Fußballer wie ein (Alb)-Traum klingt, ist für die 19-jährige Steinhagenerin wahr geworden: Einmal bei einem großen Turnier das deutsche Nationaltrikot tragen.

Ein U17-Länderspiel hatte Anna Laue immerhin schon auf dem Konto, als diesen Sommer Post vom DFB ins Haus flatterte: Eine Einladung für drei Lehrgänge plus anschließender Reise zum Nordic Cup in Schweden. Das Turnier gilt als inoffizielle Europameisterschaft für U21-Mannschaften und hatte dank der Teilnahme des späteren Siegers USA sogar etwas von einer Mini-WM. »Die vom DFB haben mit meinen Trainer telefoniert. Der hat gesagt, dass ich zuletzt konstant gespielt habe, und dann bin ich eingeladen worden«, erzählt Anna Laue, die beim FC Gütersloh 2000 spielt.
Ganz so einfach wird es dann aber doch nicht gewesen sein. Es bedurfte sicherlich mehr als nur »konstanter« Leistungen, um als einzige Zweitliga-Spielerin in den Kader berufen zu werden. Aber Anna Laue bleibt bescheiden - und bemerkenswert realistisch. Fußball ist für sie eine wichtige Nebensache - mehr nicht. Nationalmannschaft hin oder her, »die Ausbildung ist meine Nummer eins«. Denn Geld verdienen und sich möglicherweise für die Zeit danach absichern ist im Frauenfußball nahezu unmöglich, »wenn man nicht gerade Birgit Prinz heißt«. An die kickenden Männer wie zum Beispiel den etwa gleichaltrigen Lukas Podolski mag Anna Laue gar nicht denken. »Zu uns kommt kein Ausrüster wie Adidas und winkt mit tollen Werbeverträgen.«
So widmet sich Anna ihrer Ausbildung zur pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten in einer Bielefelder Apotheke. Die drei Trainingseinheiten pro Woche beim FC Gütersloh 2000 reichen ihr parallel dazu völlig aus. »Immer nur Fußball? Da würde man ja verrückt. Wichtig ist doch, dass es Spaß macht.« Womit die junge Dame allerdings nicht sagen will, dass sie in Gütersloh nur die Beine baumeln lassen. »Obwohl es für uns nur ein Hobby ist, knien wir uns ganz schön 'rein.« Und setzen sich Ziele: Der Aufstieg in die Bundesliga und dann anschließend der Klassenerhalt sollen es in den kommenden Jahren schon sein.
Dabei hat Anna Laue den ersten kleinen Grundstein schon gelegt. Bei der Saisonpremiere gelang ihr das Goldene Tor zum 1:0-Erfolg der Gütersloherinnen gegen Calden.

Artikel vom 17.08.2005