16.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stuttgart diskutiert schon

Rapolder und die Kölner schaffen optimalen Start

Stuttgart (WB/dpa). Während der 1. FC Köln mit dem Schwaben Uwe Rapolder auf der Trainerbank einen optimalen Bundesliga-Start hinlegte, ist die erste Euphorie um Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart schon wieder verflogen.

Stattdessen beschäftigt den Klub nach der 2:3-Niederlage gegen den Aufsteiger nun auch noch eine Personaldiskussion. »Defensiv-Meister« Trapattoni überraschte mit einer zu offensiven Aufstellung. »Ich habe gedacht, dass wir vorne mitspielen können, aber nun müssen wir erst einmal sehen, was diese Saison für uns drin sein wird«, sagte der 66- Jährige, der zudem mit der Nichtberücksichtigung des VfB-Urgesteins Zvonimir Soldo für zusätzlichen Diskussionsstoff sorgte.
Erstmals stand der Mannschaftskapitän nicht in der Startformation, obwohl der mit 37 Jahren älteste Spieler der Fußball-Bundesliga gesund war. »Ich wollte sehen, was die Mannschaft ohne Zvonimir macht, denn ein Trainer muss auch etwas probieren. Ich weiß, welchen Wert er für die Mannschaft hat«, sagte Trapattoni ungefragt, weil er um die Brisanz seiner Entscheidung wusste. Schon Soldos Auswechslung beim 1:1 in Duisburg war überrascht registriert worden, ihn im ersten Saison-Heimspiel 90 Minuten auf der Ersatzbank schmoren zu lassen, kam einer Demütigung gleich.
Musterprofi Soldo bewahrte nach dem Spiel Haltung, nur die finstere Miene und die wenigen, aus schmalen Lippen herausgepressten Sätze ließen etwas von seinem Seelenzustand erahnen. »»Das ist eine neue Erfahrung für mich. Mir tut ein bisschen der Rücken weh. Ich bin es wohl nicht gewohnt, auf der Bank zu sitzen«, sagte Soldo. Trapattoni habe ihn vorher von seiner Entscheidung informiert. »Er hat es nicht begründet und ich habe nicht gefragt. Er ist der Trainer, er muss so etwas entscheiden«, sprach Soldo und ging. Der »Vater der Mannschaft« (Trapattoni über Soldo) wurde als Schaltzentrale vor der Abwehr schmerzlich vermisst. »Wir nahmen die Tore ein bisschen wie Kinder«, gab »Trap« zu.
Mit dem perfekten Saisonstart von sechs Punkten ist Neuling Köln ein einstelliger Tabellenplatz durchaus zuzutrauen. Die Mannschaft überzeugte, obwohl gleich sechs Profis verletzt ausgefallen waren. »Wir wussten, was für ein Druck in Stuttgart herrscht. Das war ein psychologischer Vorteil«, sagte FC-Trainer Rapolder. Keine derartigen Gedanken machte sich Nationalspieler Lukas Podolski. Gefragt nach den Gründen für den Sieg, meinte er: »Wir haben drei Tore geschossen. Eins mehr als Stuttgart.«

Artikel vom 16.08.2005