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Ermittlungen gegen Bankchef

Commerzbank: Geldwäsche-Affäire

Frankfurt (dpa). Die Geldwäsche-Ermittlungen bei der Commerzbank sind auch auf Bankchef Klaus-Peter Müller ausgeweitet worden. Das teilte die Bank am Samstag mit.

Bei den Ermittlungen geht es um den Vorwurf der Geldwäsche nach Privatisierungsgeschäften in Russland in den 90-er Jahren. Müller war seinerzeit auch für das Russland-Geschäft der Commerzbank verantwortlich. Der Vorsitzende des Commerzbank-Aufsichtsrats, Martin Kohlhaussen, und der Vorstand hätten kein Verständnis für die Erweiterung des Verfahrens und gingen von Müllers vollständiger Entlastung aus.
In den Mittelpunkt der Untersuchungen sind mehrere Manager geraten, darunter der inzwischen zurückgetretene ehemalige Commerzbank-Personalvorstand Andreas de Maizière. Deutschlands drittgrößte börsennotierte Bank sieht Mittel- und Osteuropa als eine ihrer wichtigsten Wachstumsregionen. De Maizière verantwortete lange das Mittel- und Osteuropageschäft.
Nach dem überraschenden Rücktritt de Maizières hatte die Commerzbank einen Zusammenhang mit Geldwäsche-Ermittlungen eingeräumt. Der Manager habe »die persönliche Verantwortung für mögliche Unregelmäßigkeiten in seinem früheren Zuständigkeitsbereich übernommen.« Die Commerzbank hatte sich sich aber überzeugt gezeigt, dass auch ihm persönlich keine strafrechtlichen Vorwürfe zu machen seien.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem vergangenen Jahr wegen des Verdachts der Geldwäsche rund um die Privatisierung russischer Telekommunikationsunternehmen über die Holding Telecominvest, einen Zusammenschluss mehrerer regionaler Telefongesellschaften. Zu den Beschuldigten gehörten bislang zwei ausgeschiedene und drei aktuelle Mitarbeiter der Commerzbank.
Die Dimension des Geldwäscheverdachts gegen Beschäftigte der Commerzbank ist noch unklar. Auch die Summe des Geldes gilt als noch offen. Medieninformationen, denen zufolge 100 Millionen Euro aus illegalen Geschäften rund um die Privatisierung russischer Telekom-Unternehmen über Konten der Bank gelaufen sein sollen, wurden nicht bestätigt.

Artikel vom 15.08.2005