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Sorge vor Engpässen treibt Ölpreis hoch

Experten halten bereits 80 Dollar je Barrel für möglich

New York (dpa). Die Angst vor Versorgungsengpässen treibt die Ölpreise auf immer neue Rekordstände. US-Rohöl übersprang erstmals die Marke von 67 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Benzinpreise erreichen ebenfalls Rekordhochs.

Nach Expertenansicht rückt die Marke von 80 Dollar je Barrel in greifbare Nähe. In den USA könnte die drittgrößte Fluggesellschaft Delta Air Lines Medienberichten zufolge durch die hohen Kerosinpreise in ein Insolvenzverfahren gezwungen werden.
US-Rohöl der Marke WTI zur Auslieferung im September stieg in New York am Freitag bis auf 67,10 Dollar je Barrel. In London erreichte Nordsee-Öl der Marke Brent mit 66,77 Dollar pro Barrel ebenfalls einen Rekordpreis. Im kommenden Monat könnten die Brent-Lieferungen wegen Reparaturarbeiten deutlich geringer ausfallen, berichtete die Wirtschaftsagentur Bloomberg am Wochenende. Der Atom-Streit zwischen Iran mit dem Westen könnte den Ölpreis auf 80 Dollar je Barrel und mehr treiben, sagte der Energieexperte beim Hamburgischen Welt- Wirtschafts-Archiv (HWWA), Klaus Matthies, dem »Tagesspiegel« (Montagausgabe).
Grund für den zuletzt wieder rasanten Preisanstieg ist die Sorge, die Ölförderung könnte im weiteren Jahresverlauf der wachsenden Nachfrage nicht gerecht werden. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für dieses Jahr mit einem globalen Nachfrageanstieg um zwei Prozent auf 83,7 Millionen Barrel pro Tag. Dies entspricht einem täglichen Mehrbedarf von 1,6 Millionen Barrel. 2006 dürfte der Ölverbrauch weiter um 2,1 Prozent auf 85,5 Millionen Barrel am Tag zulegen. Freie Förderkapazitäten sind aber relativ knapp. Bei den OPEC-Ländern zum Beispiel hat sie nur Saudi Arabien.
Die Rekord-Ölpreise machen auch das Tanken in Deutschland so teuer wie nie zuvor. Nach der dritten Preisrunde innerhalb einer Woche mussten die Autofahrer an Markentankstellen seit Freitag durchschnittlich 1,31 Euro zahlen. Diesel erreichte Höchstwerte von ungefähr 1,13 Euro je Liter. Die Preise für Heizöl liegen mit etwa 60 Euro für 100 Liter ebenfalls auf Rekordhöhe. Im Herbst könnte es vor allem für Dieselfahrer noch ärger kommen, warnte ADAC-Spritfachmann Peter Hemschik. »Dann füllen die Besitzer einer Heizöl-Heizung ihre Tanks, das wird den Dieselpreis weiter treiben.« Auch in den USA erreichten die Benzinpreise inmitten der Reisesaison ein Rekordhoch. Mit 2,413 Dollar je Gallon (3,8 Liter) - umgerechnet etwa 0,51 Euro-Cent je Liter - sind sie im Vergleich zu Europa aber noch vergleichsweise moderat.

Artikel vom 15.08.2005