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»Wir bekommen keine Luft!«

Opfer sendeten vor Absturz SMS - Maschine hatte schon Probleme

Von Takis Tsafos
Athen (dpa). Todesschleifen am Himmel: Eineinhalb Stunden lang kreiste die mit 121 bewusstlosen Insassen besetzte Boeing führerlos bei Athen, bis sie ohne Treibstoff in die Tiefe stürzte und auf unbewohntem Gebiet zerschellte.
Brennende Teile des Flugzeuges waren über ein weites Gebiet verstreut. Löschflugzeuge mussten die Flammen bekämpfen. Feuerwehrleute hatten keine Hoffnung auf Überlebende. Foto: Reuters

Rettungseinheiten verloren schnell jede Hoffnung, an der nahe dem Dorf Grammatikó gelegenen Unglücksstelle Überlebende zu finden. Löschhubschrauber kreisten über der qualmenden Absturzstelle, um Brände zu bekämpfen. »Ich bin schockiert«, sagte ein Priester, der unter den ersten Augenzeugen war, die die zerstreuten Wrackteile in der felsigen Hügellandschaft etwa zehn Kilometer nordöstlich des Athener Flughafens erreichten.
Im Flugzeug hätten sich vor dem Absturz dramatische Szenen abgespielt, berichteten griechische und zyprische Medien. Einige der Passagiere konnten noch per Handy eine SMS an ihre ihren Verwandten schreiben: »Kusine, wir erfrieren. Ich verabschiede mich. Lebe wohl«, habe ein Reisender in die Tasten eingegeben, berichtete das Fernsehen. »Der Pilot ist blau im Gesicht. Wir kriegen keine Luft«, hielt ein anderer fest.
Der Pilot, der nach zunächst nicht bestätigten Informationen aus Deutschland stammte, reagierte unmittelbar nach seiner Meldung über die defekte Klimaanlage auf keinerlei Funksprüche mehr. Selbst ein Notruf blieb aus.
Die Unglücks-Boeing war nach Berichten des griechischen und des zyprischen Fernsehens »bekannt für solche Probleme«. Am 18. Dezember 2004, hatte es auf dem Flug von Warschau nach Larnaka ein solches gegeben. Es verlief glimpflich.
Wie die zyprische Presse damals berichtet hatte, seien die Menschen »wie betäubt« aus dem Flieger herausgekommen. Auch vor dem Abflug gestern sei in Larnaka ein Problem mit der Klimaanlage repariert worden, berichtete das zyprische Fernsehen.
Das abgestürzte Flugzeug soll zudem zwei Mal in den vergangenen Monaten Probleme mit der Klimaanlage und mit dem Luftdruck-Ausgleichssystem gehabt haben. Erkenntnisse zur Absturzursache werden von der Auswertung der Flugschreiber erwartet.
Experten sagten, die vorliegenden Hinweise seien sonderbar. Es seien zwar Fälle bekannt, in denen beiden Piloten das Bewusstsein verloren hätten. Dass es bei einem großen Flugzeug wie einer Boeing 737 mit ihren ganzen Reservesystemen passiere, erscheine jedoch sehr außergewöhnlich.
Die Fluggesellschaft Helios-Airways wurde 1999 gegründet - als erste private Airline der Republik Zypern. Ihre Flotte besteht aus insgesamt vier Maschinen.

Artikel vom 15.08.2005