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Papst-Beauftragter sieht Ökumene in der Krise

Kardinal Walter Kasper: »Katholische und evangelische Kirche uneins in ethischen Fragen«


München/Köln (dpa). Kardinal Walter Kasper, Ökumene-Beauftragte des Papstes, sieht die Verständigung mit der evangelischen Kirche in einer Krise. »In unserem Dialog ist manches schwieriger geworden«, sagte der Kardinal im Vorfeld des Kölner Weltjugendtages in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin »Focus«.
Der entscheidende Streitpunkt sei die »apostolische Sukzession«, das Dogma also, wonach jeder Bischof in direkter Nachfolge der Apostel stehe. Ein weiteres Problem mit vielen evangelischen Kirchen sei, »dass sie in manchen ethischen Fragen neuerdings andere Positionen einnehmen als die, die wir bisher gemeinsamen einnahmen«, betonte der Kardinal weiter. Dies betreffe die Moralethik und die Sexualethik und spitze sich bei der Frage der Homosexualität zu.
Der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, betonte, die »Einheit der Christen« werde nicht »am Verhandlungstisch« zu Stande gebracht. Es gehe, erklärt der Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz gegenüber »Focus«, nicht um Kompromisse in einem Meinungsstreit, sondern um den Auftrag Christi. Wetter: »Wir müssen auf Gott hören und erkennen, was von ihm gewollt ist.« Bei den Bemühungen der katholischen Kirche um eine Einheit mit den orthodoxen Kirchen gebe es dagegen Fortschritte.
Kardinal Kasper erwartet hier laut »Focus« »in den nächsten Monaten wichtige Schritte«. Beim Weltjugendtag in Köln wird Papst Benedikt XVI. in der nächsten Woche auch mit den Spitzen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprechen.

Artikel vom 13.08.2005