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50000 Soldaten sichern
den Abzug aus Gaza

Jüdische Siedler erhalten heute den Räumungsbefehl

Jerusalem (Reuters/dpa). Wenige Tage vor dem Beginn der Räumung der jüdischen Siedlung im Gaza-Streifen haben Israel und die palästinensischen Behörden gestern die Sicherheitsmaßnahmen massiv verstärkt. Die Sicherheitslage in der Region ist äußerst angespannt.

Die Behörden rechnen damit, dass heute nicht alle jüdischen Siedler der Aufforderung nachkommen werden, binnen 48 Stunden ihre Wohnungen zu verlassen. »Derzeit gilt höchste Alarmbereitschaft für die israelische Polizei«, sagte der nationale Polizeichef Mosche Karadi. Er kündigte von Straßensperren im Süden des Landes an, um Abzugsgegner von dem Küstenstreifen fern zu halten. 50000 israelische Soldaten sind im Einsatz.
Unterdessen kam es im Gaza-Streifen zu einem Feuergefecht zwischen der israelischen Armee und einem palästinensischen Angreifer, wobei fünf Soldaten durch irrtümlichen Beschuss aus den eigenen Reihen verletzt wurden.
Nach dem Abzugsplan von Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon wird der jüdische Staat heute Räumungsbefehle für alle 21 Siedlungen im Gaza-Streifen und vier der 120 Siedlungen im Westjordanland ausgeben. Polizeichef Karadi zufolge schafften es 3000 Abzugsgegner, die größte Gaza-Siedlung Gusch Katif zu erreichen. Dennoch ging er von einem friedlichen Verlauf der Räumung aus. Daten der Regierung zeigen, dass mehr als die Hälfte der Siedler staatliche Entschädigungen beantragt hat - ein Anzeichen dafür, dass sie keinen Widerstand leisten wollen. Sind die Siedlungen geräumt, werden israelische Planierraupen gemäß den Absprachen mit den Palästinensern die Häuser in den Siedlungen zerstören.
Die palästinensische Autonomiebehörde hat vor dem Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen mehr als 7500 Polizisten in Stellung gehen lassen. Die Sicherheitskräfte seien zum Schutz der für die Räumung vorgesehenen jüdischen Siedlungen im Einsatz, teilte das palästinensische Innenministerium in Gaza mit.
Die israelischen Behörden wollen den etwa 8000 jüdischen Siedlern von heute an 48 Stunden Frist für einen freiwilligen Umzug in das israelische Kernland geben. Danach sollen israelische Soldaten und Polizisten die 21 Siedlungen räumen.
Die Palästinenserführung will eine wilde Landnahme nach dem Abzug der Israelis aus den jüdischen Siedlungen im Gazastreifen verhindern. Es seien alle Vorbereitungen getroffen, damit die geräumten Siedlungen dem öffentlichen Interesse dienen könnten, sagte der palästinensische Minister für Zivilangelegenheiten, Mohammed Dachlan. »Wir werden nicht erlauben, dass Gruppen oder Einzelpersonen sich Besitz oder Land in den geräumten Siedlungen nehmen«, sagte der Minister weiter. Grundstücke, die früher in privatem palästinensischen Besitz gewesen seien, würden zurückgegeben. Über alles andere Land verfüge der palästinensische Autonomiebehörde.
Die Al-Aksa-Brigaden im Gazastreifen wollen ihre Waffen nach dem israelischen Abzug aus dem Palästinensergebiet behalten. In einer gestern verbreiteten Mitteilung schloss der bewaffnete Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eine Entwaffnung aus.
»Wir unterstützen unsere Brüder der Hamas und bekräftigen, dass keine bewaffnete Gruppe der Palästinenser aufgelöst wird, denn Palästina ist nicht nur Gaza. Palästina reicht vom Fluss Jordan bis an das Mittelmeer, und wir haben das Recht, es zu verteidigen«, teilten die Al-Aksa-Brigaden mit. Die Waffen blieben auf Israel gerichtet, würden jedoch nicht gegen die palästinensische Autonomiebehörde eingesetzt.

Artikel vom 15.08.2005