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Leitartikel
Israels Dauergefährdung

Und wieder brüstet sich der Todfeind


Von Rolf Dressler
Nein, Geschichte wiederhole sich nicht, das hört man immer wieder. Und sie wiederholt sich doch. An leider vielen Dauer-Krisenherden unserer offenbar notorisch unruhigen Welt. Dazu hier nur einer von ungezählten Belegen aus dem unerschöpflich aufschlussreichen Zeitungsarchiv:
Vor nunmehr schon fast einem halben Jahrhundert, am 6. April 1956, berichtete die »Frankfurter Allgemeine«, die Vereinigten Staaten von Amerika würden nicht nur die Unterstützung Israels spürbar vermindern, darüber hinaus wollten die USA in der gesamten Nahost-Unruheregion fortan deutlich stärkere Zurückhaltung üben. Beobachter und vor allem die betroffenen Menschen wissen aus schmerzvoller Erfahrung, wie wechselvoll dieses Pendel seither mal hierhin und mal dorthin ausschlug bis hinein in unsere Tage.
Gegenwärtig freilich richten die USA, die vorerst einzige verbliebene Welt-Großmacht, große Kraft auf die, wie es in Washington heißt, dauerhafte Friedenssicherung im friedlosen Nahen Osten. Dafür aber muss namentlich ihr Präsident George W. Bush Schimpf und Schande-Schelte ohne Ende hinnehmen. Und das nicht nur in Sachen Irak, wo der Karren ganz und gar verfahren erscheint, sondern auch wegen der angeblich total parteiischen Beschützerpolitik für Israel, das personifizierte rote Tuch in den Augen der arabischen Nachbarn des verhassten »Judenstaates«.
Doch halt! Brüsteten sich nicht soeben wieder die radikal-islamischen Terrorgruppen Hamas, Islamischer Dschihad und die Al-Aksa-Brigaden in einer gemeinsamen Pressekonferenz (!) lautstark damit, dass sie der Gewalt so lange nicht abschwören würden, bis der »heilige Krieg« endgültig vernichtend über den Todfeind, sprich: über den »Judenstaat« gesiegt haben werde?
Kein einziges anderes Staatswesen, kein anderes Volk wird vergleichbar in seinem Bestand bedroht - vom Tage der Staatsgründung an bis heute. Das entschuldigt natürlich längst nicht jede militärische »Antwort« der Israelis in der endlosen Kette verheerender Terrorbomben-Anschläge und der gleichfalls erbarmungslosen Gegen- und Vergeltungsschläge. Aber was sonst bleibt einem Volk, einem Staat, den seine Feinde von Anbeginn an und lieber heute als morgen auf Nimmerwiedersehen »im Meer versenken« würden - und dies der ganzen Welt schon x-mal ganz offen kundtaten? Und nun liebäugeln - in Raketenreichweite - auch noch die extrem israelfeindlichen Mullahs im Iran mit der Atombombe.
Derweil umgarnt die erste Politiker-Garnitur der westlich-demokratischen Länder ungebrochen vor allem auch die erdölschweren Saudi-Herrscher, nachweislich Hauptförderer des Islam-Terrorismus. Schröder, Fischer, Blair & Co. billigen Israel ein »Recht auf Existenz« anstatt klipp und klar ein »Existenzrecht« zu.
Man beachte den kleinen, aber feinen Unterschied in der Wortwahl.

Artikel vom 15.08.2005