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Japan, das Land des Lächelns

Für 46 junge Sänger gab es im Fernen Osten begeisterte Beifallsstürme

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Das war die schönste Konzertreise, die der Bielefelder Kinderchor in den 73 Jahren seines Bestehens gemacht hat,« zieht Dr. Jürgen Oberschelp Bilanz nach vierzehn Tourneetagen in Japan.

Für ihn und für die 46 Jugendlichen - 42 Mädchen und vier Jungen - ist Japan das Land des Lächelns. Und des begeisterten Beifalls. Insgesamt gab der Chor vier Konzerte, das letzte davon auf der Weltausstellung EXPO in Nagoya. Auf dem Programm standen jeweils nicht nur Lieder wie »Nun will der Lenz uns grüßen« oder »Er wollt ein Reiter jagen«, sondern auch japanische Volkslieder, die der Chor seit einem Jahr in Originalsprache geprobt hat. Mindestens ebenso lange probten die japanischen Chöre, die die Konzerte gemeinsam mit den Jugendlichen aus Bielefeld gestaltet haben. Vor allem der Mädchenchor der Utsunomiya Chuoujyoshi High School hatte mit Dirigentin Seiko Ezura außerordentlich schwere Musikstück einstudiert: Geistliche Motetten mit schwierigen Wörtern wie »Lechzen« oder eine Messe für drei Stimmen. Die Schülerinnen aus Utsunomiya planen 2006 einen Gegenbesuch in Bielefeld - die Mitglieder des Kinderchores freuen sich schon heute darauf. Karin Oberschelp, die den Chor managt: »Uns wurde so viel geboten, da müssen wir uns ein schönes und abwechslungsreiches Programm einfallen lassen.« Die Bielefelder Jugendlichen haben sich da schon etwas vorgenommen: »Die Japanerinnen müssen bei uns zumindest auch lokale Spezialitäten essen - Pickert oder Sauerbraten oder so.« Sich an das japanische Essen mit viel (auch rohem) Fisch, Salat, Reis, Sushi und grünem Tee zu gewöhnen, fiel den Bielefeldern zunächst nicht leicht.
Utsunomiya mit seiner regen Japanisch-Deutschen Gesellschaft unter Leitung von Professor Takashi Hashimoto ist sehr an einer Partnerschaft mit Bielefeld interessiert. Nach dem Konzert in Niimi (bei Okayama) gab es vom dortigen Bürgermeister noch einen weiteren »Antrag«: Auch die 80 000-Einwohner-Stadt, idyllisch gelegen, wünscht sich eine Partnerschaft mit Bielefeld.
In Niimi war der Besuch detailliert organisiert, die großzügige Konzerthalle ausverkauft.
Pianistin Miyake Kodama, die drei Jahre in Detmold studiert hat und dem Chor auch als Übersetzerin hilfreich zur Seite stand, spielte in Niimi auf einem Flügel im Wert von einer halben Million Euro. Aus Freude darüber gab sie Karin und Jürgen Oberschelp ein Privatkonzert. Der Chorleiter war den Tränen nahe: »Das war eine musikalische Sternstunde, wie man sie nur selten in dieser Perfektion und Innigkeit erlebt.« Oberschelps beschlossen spontan (mit einem Augenzwinkern): »Wir adoptieren Miyake Kodama!«

Artikel vom 13.08.2005