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Die Jungfrauen
bildeten einen
eigenen Verein

CVJM Heepen besteht 125 Jahre

Von Elke Wemhöner
Heepen (WB). Bei der Gründung umfasst der Ev. Jungfrauenverein 27 Mädchen und der Ev. Jünglingsverein 30 Jungen. Das liegt 125 Jahre zurück. Aus diesen Wurzeln erwuchs der Christliche Verein junger Menschen (CVJM) in Heepen, der das Jubiläum Ende September feiern wird.

Ende des 19. Jahrhunderts: junge Menschen möchten nicht nur die Kirche und die darin abgehaltenen Gottesdienste besuchen. Sie suchen nach anderen Möglichkeiten, um über ihren Glauben zu sprechen, zu singen und zu beten. Auch Pastor Clamor Huchzermeier und Kantor Pleitner sehen - ganz im Geist der Ravensberger Erweckungsbewegung - brachliegenden Boden in Heepen. Die Vereinsgründungen sind erfolgreich. Der gemischte Chor und der natürlich männlich besetzte Posaunenchor leisten wichtige Beiträge zur Ausgestaltung der Gottesdienste. Später entwickeln die Vereine eine breiteres Angebot, das nicht nur Geist und Seele berücksichtigt. Bei den »Jungfrauen« geht es dabei um Fertigkeiten, die für die damalige Frauenrolle wichtig waren: zum Beispiel Handarbeiten. Bei den jungen Männern kamen die Leibesübungen dazu.
Manfred Schulz, amtierender Vorsitzender des CVJM Heepen, hat anlässlich des Jubiläums alte Unterlagen gesichtet und berichtet aus der Satzung: Die Vereinsmitglieder gelobten damals nicht nur einen christlichen Lebenswandel zu führen, sondern auch Nikotin und Alkohol zu entsagen. Die Trennung nach Geschlechtern geschah übrigens zum »Schutz voreinander«. Und über Jahrzehnte blieb der CVJM, der übrigens erst 1951 gebildet wurde, eine männliche Domäne. Erst 1967 bezog der Westbund die Mädchenarbeit offiziell in sein Programm ein. Und seit 1971 stand das »M« im Logo nicht mehr für Männer, sondern für christliche Menschen.
Kaiserreich, zwei Weltkriege mit verheerenden Folgen, die Nachkriegszeit und Wirtschaftswunderjahre: deutsche, ja sogar Weltgeschichte spiegelt sich in den Heeper Aufzeichnungen wieder. Die Vereinsmitglieder waren »Kinder« ihrer Zeit, bejubelten auch den deutschen Souverän. Als Wilhelm II. 1897 nach Bethel kam, wurde ein riesiger Chor aus 10 000 Sängerinnen und Sängern gebildet und ein Bläserchor aus 2 000 Musikern gebildet. Dieser imponierende Klangkörper, der vaterländische und christliche Lieder anstimmte, wurde von Pastor Johannes Kuhlo (Jöllenbeck) geleitet. Statt zierlichem Dirigentenstab benutzt der wackere Gottesmann ein rotes Tuch, das an eine lange Stange gebunden war.
Szenenwechsel: während der Herrschaft der Nationalsozialisten sollte der Posaunenchor in eine SA-Kapelle umgewandelt werden. Durch Übereignung der Instrumente an die Kirchengemeinde konnte dies verhindert werden.
Der Posaunenchor besteht noch heute, andere Gruppen sind hinzugekommen - insgesamt sind es neun. Ein Schwerpunkt liegt heute beim Sport und der Jugendarbeit. Die Zahl von 153 Mitglieder kann gerne wachsen, meint Manfred Schulz. Vielleicht wird in Folge des Festtages (Sonntag, 25. September) der eine oder der andere auf den CVJM aufmerksam.

Artikel vom 13.08.2005