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Dortmunder Wahrheiten

Trainer Bert van Marwijk kritisiert seine Elf scharf

Dortmund (WB/klü). Verloren - aber in den Reihen der Dortmunder Borussen gab es nach dem Derby trotzdem einen großen Gewinner. Es war der Trainer Bert van Marwijk, denn der sagte die Wahrheit.

Der Moderator des Bezahlsenders »Premiere« hatte gerade noch seine Fußball-Ware aus dem Westfalen-Stadion in höchsten Tönen gelobt, da sprach der Niederländer Klartext. Auf dem gleichen Kanal.
»Es war ein sehr schlechtes Spiel - von beiden Seiten.« Patsch, das saß. Dieser Trainer ist halt kein Schönredner. Seine Mannschaft musste sich dann später noch deutlichere Worte gefallen lassen: »Wir waren zu nervös, zu langsam, zu ängstlich. Zum Fußball gehört auch Mut. Wir haben viele Fehler gemacht, die Schalker nicht so viele. Darum haben wir völlig verdient verloren.«
Bert van Marwijk sah in seiner Auswahl nur zwei Spieler, die Normalform erreichten: Christian Wörns und Dede. Ein bisschen wenig für ein Derby, und entsprechend dürftig war dann auch die Dortmunder Darbietung.
Kapitän Wörns ärgerte sich: »Wir haben durch blöde Fehler nach Standard-Situationen schon in Wolfsburg den Sieg verschenkt. Jetzt kassieren wir beim Ausgleich wieder so ein dummes Ding.«
Patzer bei Standards, der neue Dortmunder Standard? Auch Christoph Metzelder »schlief« beim 1:1 und legte Kevin Kuranyi per Kopf den Ball zum Siegtor vor. WM-Empfehlungen waren das nicht, in dieser Verfassung ist er kein Mann für Deutschland. Metzelders Erklärungsversuch: »Wir haben noch nicht den Schwung und die Leidenschaft der Rückrunde. Vielleicht waren Urlaub und Vorbereitungszeit zu lang.«
Eine Ausrede, die den BVB-Manager Michael Zorc zornig machte: »Wenn der Christoph das so sieht, können wir ja demnächst seine Ferientage kürzen.«
Auch das Dortmunder Führungstor war nicht gerade ein Vorbild für die Abteilung »Fairplay«. Der Tscheche Ebi Smolarek spielte Volleyball, baggerte sich den Ball vor die Füße und schob dann zum 1:0 ein. Sein Kommentar: »Warum soll ich ein Handspiel zugeben? Dafür ist doch der Schiedsrichter zuständig, der muss das sehen. Was soll ich da sagen?«
Kleine Empfehlung: einfach die Wahrheit. So wie sein Chef Bert van Marwijk. Er weiß: Die starke Rückrunde 2004/2005 mit 37 Punkten zählt nicht mehr. Inzwischen läuft die neue Vorrunde.
Und hier rennt seine Elf hinterher. Aus im UI-Cup. In Wolfsburg den möglichen Sieg verspielt. Jetzt das 1:2 gegen Schalke. Das sind die Dortmunder Wahrheiten.

Artikel vom 15.08.2005