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»Marilyn pur - ohne Kleider«

Fotoausstellung sagt mehr als 1000 Worte über die Monroe und Sinatra

Von Dietmar Kemper
Bad Pyrmont (WB). Fotografen modellieren Körperlandschaften. Faszinierende Aufnahmen, die Bert Stern und Bob Willoughby von den amerikanischen Idolen Marilyn Monroe und Frank Sinatra gemacht haben, sind im Museum im Schloss Bad Pyrmont zu sehen.

Der amerikanische Star-Fotograf Bert Stern lichtete Marilyn Monroe sechs Wochen vor ihrem vermeintlichen Selbstmord am 4. August 1962 ab. 50 Aufnahmen sind in Bad Pyrmont bis zum 4. September ausgestellt. Bob Willoughby wiederum begleitete als Hollywood-Fotograf Frank Sinatra zwischen 1953 und 1965 mit der Linse. 71 Fotografien zeigen Sinatra bei Auftritten und Dreharbeiten, aber auch inmitten seiner Freunde und Filmpartner wie Dean Martin oder Judy Garland.
Als Bert Stern im Auftrag der Modezeitschrift »Vogue« die Suite mit der Nummer 96 im Bel Air Hotel in Las Vegas anmietete, verfolgte er zwei Ziele. Im Juni 1962 wollte er das »ganz große Schwarzweiß-Bild für die Ewigkeit« und er wollte »Marilyn pur, ohne Kleider«. Um sie dazu zu bringen, sich auszuziehen, brachte er durchsichtige Schals und Schmuck mit. Das Hotel sollte verträumt sein, ein Ort, »an dem eine Romanze zwischen Marilyn und mir möglich sein könnte«, schreibt Stern später. Bei drei Terminen schoss er 2500 Fotos: Modeaufnahmen und Akte, die bis 1993 nicht veröffentlicht wurden.
Bei den Aufnahmen muss die Luft gebrannt haben. Als Stern Monroe die Originaldias und Kontaktbögen schickt, streicht Amerikas Sex-Symbol die Hälfte davon mit Nagellack und Filzstift durch, einige zerkratzt sie mit einer Haarnadel. »Sie hatte sich zerstört, ich war unglaublich wütend«, notierte der Fotograf.
»Je mehr es knistert, desto besser werden die Fotos«, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Portrait Photographie International (APPI) in Lingen, Willi Wagner, am Freitag dieser Zeitung. Die Aufnahmen der Monroe seien das beste Beispiel. Für die damalige Zeit im prüden Amerika seien die Fotos gewagt gewesen. Marilyn Monroe habe die Bilder als »innere Bestätigung«, als Medizin für das angeknackste Selbstbewusstsein gebraucht.
Tatsächlich ging es der Monroe schlecht. Die Filmfirma Twentieth Century Fox hatte sich von ihr getrennt, die Abhängigkeit von Alkohol und Barbituraten machte sie depressiv, oberflächliche Affären gaben ihr keinen Halt. Am 4. August 1962 starb sie mit nur 36 Jahren in ihrem Haus in Brentwood, Los Angeles. Als »The Last Sitting« (die letzten Posen) wurden Sterns Fotos weltberühmt, auch wenn die Zeitschrift »Vogue« erst nur wenige zeigte.
Einen ähnlich dramatischen Hintergrund haben die Bilder von Frank Sinatra nicht. Bob Willoughby gelang es, die zwei Seiten des Weltstars auf Film zu bannen: mal charmant und sanft, mal distanziert-kühl und wild entschlossen. »Sinatra hatte ein interessantes Gesicht, ihn hätte ich auch gern mal länger fotografiert«, gab Willi Wagner am Freitag zu.
Die Ausstellung im Museum im Schloss Bad Pyrmont ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen (Telefon: 05281/949248).

Artikel vom 13.08.2005