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Herforder gesteht Tötung

Berufsverbrecher bezeichnet sich als »gewaltfrei«

Herford (WB/dpa). Der als »Ausbrecherkönig« bekannt gewordene Schwerverbrecher Christian Bogner (49) aus Herford steht seit Freitag wegen Mordes vor dem Landgericht Lübeck. Er soll einen Gärtner getötet haben, um dessen Identität anzunehmen.
Christian Bogner soll
den ihm ähnelndenÉ

Die Staatsanwaltschaft wirft Bogner vor, Ende Oktober 2004 wenige Stunden nach seinem spektakulären Ausbruch aus der Lübecker Justizvollzugsanstalt den Gärtner Engelbert Danielsen getötet zu haben. »Bogner hat die Identität des Mannes annehmen wollen, der ihm verblüffend ähnlich sah, um dann unbehelligt ein Leben in Freiheit führen zu können«, sagte der Staatsanwalt.
Diese Absicht bestritt der Angeklagte am ersten Verhandlungstag vehement und präsentierte eine völlig andere Version: Mit Danielsen habe ihn seit Jahren platonische Liebe verbunden. Als der Freund Sex von ihm verlangt habe, habe er ihn in einer panischen Kurzschlussreaktion getötet. »Aus meinem gewaltfreien Wesen heraus kann ich mir nicht erklären, wie mein Freund durch mein Zutun zu Tode gekommen sein könnte«, ließ Bogner über seinen Anwalt Achim Lüdeke erklären. Er selbst schwieg zum Auftakt des Prozesses.
Der gebürtige Herforder, der mit Unterbrechungen fast 30 Jahre hinter Gittern verbracht hat, war bereits 1995 mit dem Verschwinden seines Freundes Thomas Ranke aus der Nähe von Lüneburg in Verbindung gebracht und angeklagt worden. Damals war er mit Papieren des Vermissten aufgetaucht. Da ihm jedoch die Tat nicht nachgewiesen werden konnte, wurde er 2002 vom Landgericht Bückeburg vom Mordvorwurf freigesprochen, jedoch wegen eines Bankraubes zu zehneinhalb Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Die Leiche Rankes, dessen Verwandte in Porta Westfalica leben, wurde nie gefunden.

Artikel vom 13.08.2005