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Fünf Paderborner Leckerbissen
machen Appetit auf mehr

Prima Heimpremiere des Aufsteigers: 5:0 gegen Schlusslicht Saarbrücken

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Die Gesichter der Trainer in der Pressekonferenz sprachen Bände und drückten aus, was ihre Mannschaften in den 90 Minuten zuvor auf dem Platz abgeliefert hatten. Auf der einen Seite saß ein strahlender Jos Luhukay, wenige Meter entfernt ein kreidebleicher Horst Ehrmantraut. Ein Bild der Extreme, passend zum 5:0 (3:0)-Sieg des Zweitliga-Aufsteigers SC Paderborn 07 zur Saison-Heimpremiere gegen den 1. FC Saarbrücken.

Was die Übungsleiter dann zu sagen hatten, hätte ebenso unterschiedlicher nicht sein können. »Wir haben hochverdient verloren. Das war für mich ein brutales Spiel. Was meine Mannschaft hier gezeigt hat, war eine Offenbarung und Frechheit zugleich. Aggressivität, Willensstärke, Leidenschaft - heute hat es an allem gefehlt. Bei uns wird es in dieser Woche Feuer geben«, rechnete Ehrmantraut mit seinen Verlierern schonungslos ab.
Seine Kritik war zu 100 Prozent berechtigt, ebenso wie Luhukays Sieger-Lob: »Das erste Zweitliga-Heimspiel nach 22 Jahren so deutlich zu gewinnen, ist ein sehr gutes Ergebnis. Alle fünf Tore waren das Hinsehen wert.« »Und eins schöner als das andere. Mit dieser Leistung kann man nur zufrieden sein«, fügte Präsident Wilfried Finke euphorisch hinzu.
Von Torwart Stephan Loboué bis Stürmer René Müller, die aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung noch ein Stückchen herausragten, war der Neuling den Saarländern in allen Belangen überlegen und betrieb eindrucksvolle Wiedergutmachung für die 0:3-Niederlage zum Auftakt bei der SpVgg Unterhaching.
Das neue Flutlicht im Hermann Löns-Stadion sorgte für eine doppelte Erleuchtung, die 4703 Zuschauer feierten ihre Helden trotz strömenden Regens. Von Beginn an nahm der SCP die Zweikämpfe an und profitierte beim Spiel nach vorne von kapitalen Abwehrschnitzern der Gäste. »Die haben uns eingeladen, aber wir haben sie auch dazu gezwungen«, meinte Paderborns Co-Trainer Markus Gellhaus. Die erste Einladung verschickten die Gäste in der 16. Minute, die dankbaren Abnehmer hießen Marc Gouiffe à Goufan und René Müller. Nach »Goofys« Rechtsflanke leistete sich Aimen Demai einen anfängerhaften Stellungsfehler, den Müller per Kopf zum 1:0 nutzte. Nur 120 Sekunden später hieß es bereits 2:0. Nach Ballgewinn ließen die Saarbrücker Stephan Maaß 40 Meter laufen und der traf unhaltbar für Torwart-Dino Peter Eich ins linke obere Eck. Auch das 3:0 vier Minuten vor der Pause war begünstigt durch einen Abspielfehler. Der überragende Müller, der seinen Elfer-Fehlschuss von Unterhaching grandios wettmachte, schickte Marcel Ndjeng auf die Reise und der vollstreckte zum 3:0-Pausenstand. »Das hat uns geschmeckt«, sagte der Torschütze später und war schon zum Seitenwechsel doppelt verwundert: »Ich hätte uns nicht zugetraut, dass wir so früh in der Saison ein derartiges Resultat erzielen können. Aber ich hatte genauso wenig damit gerechnet, dass die Saarbrücker nach nur einem Spiel, auch wenn sie 0:4 gegen Bochum verloren haben, so verunsichert sind. Wir hätten in unserem ersten Heimspiel mehr Grund dazu gehabt. Schließlich mussten wir nach dem 0:3 in Haching unseren Fans beweisen, dass wir Fußball spielen können.«
Das taten sie auch in der zweiten Hälfte eindrucksvoll, führten das Schlusslicht teilweise vor und machten Appetit auf mehr. Benjamin Schüßler (54., erneut Vorarbeit Müller) und Garry de Graef (81., Nachschuss, nachdem der eingewechselte Mehmet Dragusha an Eich gescheitert war) servierten noch zwei Leckerbissen. Auch Saarbrücken hatte Chancen, doch Gunter Thiebaut, Mustapha Hadj und Thorsten Nehrbauer fanden in Loboué ihren Meister. Die größte SCP-Möglichkeit, den Sieg noch höher zu gestalten, vergab Radovan Vujanovic Sekunden nach seiner Einwechslung. »Spieler und Fans sollen den Erfolg genießen, aber dann geht's weiter«, sagte Luhukay. Was der Trainer meinte, verstand Ndjeng auf Anhieb: »Wir müssen auf dem Boden bleiben.«

Artikel vom 15.08.2005