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Polizei: »Bielefeld ist nicht die Bronx«

Keine Banden bei Massenschlägereien - Verwaltung sucht Unterstützung

Bielefeld (hz). Nach der dritten Massenschlägerei in nur acht Wochen in Bielefeld sucht die Stadtverwaltung jetzt Unterstützung bei den drei Nachbarkreisen Herford, Lippe und Gütersloh. Grund: Laut Sozialdezernent Tim Kähler stamme aus diesen Regionen die Mehrzahl der Täter, die Bielefeld zum Tatort für ihre Gewalt machen würden.

Wie gestern berichtet, hatte es am 15. Juni in Baumheide, am 8. Juli in einem Uni-Parkhaus und vergangenen Dienstag in Heepen Massenschlägereien mit bis zu 50 Beteiligten gegeben. Anzeichen für eine Bandenkriminalität, wonach sich Gruppen von türkischstämmigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie junge Deutschrussen verabreden würden, um in der Großstadt mit Gewalt ihre Konflikte auszutragen, sieht Polizeipräsident Erwin Südfeld jedoch nicht. An allen drei Vorfällen, so Südfeld, seien jeweils andere Täter beteiligt gewesen.
Auch habe die Prügelei vom 8. Juli an der Uni mit den Fehden von Türken und Deutschrussen nichts zu tun. Dort seien Türken und Schwarzafrikaner aneinander geraten. »Bielefeld ist nicht die Bronx«, so Südfeld mit Anspielung auf den ehemals wegen seiner Bandenkriminalität verschrieenen New Yorker Stadtteil.
Dass sich Türken und Deutschrussen zu Massenschlägereien in Bielefeld sogar per Mobiltelefon verabreden würden, wie es von der Hooliganszene bekannt ist, das verweist der Polizeipräsident in den »Bereich der Mutmaßungen«. Trotzdem würden von den Ordnungshütern die sich in letzter Zeit häufenden Prügeleien »sehr ernst« genommen: »Erfahren wir von einem Fall, dann greifen wir mit massivem Kräfteaufgebot konsequent durch.«
Dabei möchte es Sozialdezernent Tim Kähler nicht belassen. Bei der Lösung des Problems setzt er zudem auf einen überörtlichen »runden Tisch« mit Vertretern der Nachbarkreise und der Polizei - die Gesprächseinladungen sollen heute das Rathaus verlassen. Die nach Kählers Erkenntnissen aus dem Umland nach Bielefeld reisenden Täter suchten angesichts ihrer eigenen sozialen Perspektivlosigkeit (keine Arbeit, Drogen- und Alkoholkonsum) die Gewalt als ein Ventil. »Es ist nicht zu dulden, dass in dieser Stadt Massenschlägereien stattfinden«, so der Sozialdezernent. Gleichzeitig müssten den jungen Menschen aber Wege wie beispielsweise berufsbegleitende Maßnahmen gezeigt werden, um wieder Tritt zu fassen.

Artikel vom 12.08.2005