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Seifenkisten und schräge Vögel

Schwedische Gastkünstler zeigen ihre Werke bei artist unlimited

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Die schroffe Felsenlandschaft, in der ich zeitweise lebe, wirkt sehr inspirierend auf meine Tätigkeit als Bildhauerin«, sagt Christina Monti. Die aus Brasilien stammende Schwedin und ihr Künstlerkollege Lolo Andersson sind die diesjährigen Gastkünstler des Vereins Offene Ateliers.

Beide sind Mitglied in der schwedischen Künstlervereinigung Konstnärernas Kollektivverkstad (KKV), einer Künstlerkommune, die sich an der Westküste im Bezirk Bohuslän niedergelassen hat. Die Landschaft dort wird von schroffen Klippen und Granitfelsen bestimmt, die wie Stifte aus dem Boden zu wachsen scheinen. In den Werkstätten der KKV finden professionell arbeitende Künstler ideale Arbeitsbedingungen, um monumentale Granitskulpturen fertigen zu können. Für den öffentlichen Raum haben Lolo Andersson und Christina Monti zahlreiche Auftragsarbeiten von monumentaler Größe gefertigt.
In der Bielefelder Galerie artist unlimited präsentieren die beiden Gastkünstler indes kleinere Arbeiten. Monti zeigt Granitskulpturen von zumeist organischer Form. »Zwei Herzen in der Brust« etwa stellt ein kleines Massiv dar, das in der Mitte getrennt wurde, sich indes weiterhin harmonisch aneinander schmiegt. Der menschliche Körper ist ein Studienobjekt, dem die Künstlerin weitreichend Beachtung schenkt. Gekrümmte Körper in Embryonallage meißelt sie nicht nur aus Granit. Sie formt auch aus Beton, den sie anschließend mit einem Goldüberzug veredelt oder gießt Bronzefiguren, die gekrümmt auf einer Glasscheibe kauern und in die Tiefe blicken. Eine hölzerne Kiste wird dazu mit grünlicher Seife gefüllt und mit einer Glasscheibe bedeckt. Assoziationen zur Tiefe der See liegen nahe.
Fundstücke und abgelegte Alltagsgegenstände fügt Lolo Andersson zu schwebenden, filigranen Fantasieobjekten zusammen. Ein Stück ausgefranstes Seil, etwas Draht aus alten Fahrradspeichen, ein Stück Holz und ein Reflektorlicht wird bei Andersson zum schrägen Vogel. Seine Fantasiegestalten orientieren sich nicht an der Wirklichkeit, sondern lassen Raum für freie Assoziationen. Zugleich erhebt der Künstler achtlos Weggeworfenes in neue Sinnzusammenhänge und schenkt ihnen dadurch eine Bedeutung. »Mir geht es darum, Kommunikation anzustoßen«, sagt Andersson, der dabei auf Stilmittel wie Provokation, aber auch auf Witz und Humor setzt.
Die Ausstellung läuft bis zum 4. September und kann freitags, samstags und sonntags von 17 bis 19 Uhr besucht werden sowie bei den Offenen Ateliers am ersten Septemberwochenende.

Artikel vom 13.08.2005