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RWE verteidigt
teuren Strom

Konzern streicht satten Gewinn ein

Essen (dpa). Deutschlands größter Stromerzeuger RWE hat die gestiegenen Strompreise verteidigt. »Deutschland ist keine Insel. Steigende Strompreise sind ein europaweiter Trend, dem sich derzeit kein Strommarkt entziehen kann«, sagte Vorstandschef Harry Roels gestern bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in Essen.
Harry Roels will Kernkraftwerke länger betreiben.

Hauptgründe seien gestiegene Brennstoffkosten sowie höhere Ausgaben für CO2-Ausstoßrechte. Wie den anderen drei großen Energiekonzernen in Deutschland - E.ON, Vattenfall Europe und EnBW - bescherte das Geschäft mit Strom, Gas und Wasser auch RWE im ersten Halbjahr 2005 satte Gewinne. Der Überschuss stieg um fünf Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
2005 sollen die Strompreise für RWE-Haushaltskunden in Deutschland nach Angaben des Vertriebsvorstands Berthold Bonekamp stabil bleiben. Ausnahme seien einige Sondervertragskunden. Es werde noch überprüft, wie sich die gestiegenen Preise für Rohstoffe und CO2-Zertifikate für 2006 auswirkten. Beim Gas seien die Preise für Haushaltskunden bereits in zwei der sechs deutschen Regionalgesellschaften zum 1. August erhöht worden. Für die übrigen Gesellschaften sei man in der Kalkulation. »Es kann auch Bereiche geben, wo wir erhöhen werden«, sagte er.
Das betriebliche Ergebnis bei RWE stieg gegenüber dem Vorjahreswert um 5,3 Prozent auf 3,46 Milliarden Euro. Bereinigt um Verkäufe und Wechselkurseffekte legte es um 11 Prozent zu. Wegen Beteiligungsverkäufen (Heidelberger Druckmaschinen, RWE Umwelt) sank der Umsatz um 1,8 Prozent auf 20,73 Milliarden Euro. In Deutschland beliefert RWE 7,2 Millionen Haushalte und 400 000 Unternehmen mit Strom, Gas oder Wasser.
Der Bund der Energieverbraucher kritisierte erneut die hohen Gewinne der Stromkonzerne. »Das ist kein redlich verdientes Geld«, erklärte der Vorsitzende Aribert Peters. Die Konzerne hätten es den Kunden unter Missbrauch ihrer Monopolstellung abgenommen.
Roels machte sich stattdessen erneut für eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken stark. Dies sei betriebswirtschaftlich vorteilhaft und energiewirtschaftlich sinnvoll. Ein Weiterbetrieb würde außerdem erheblich zur Erfüllung der Klimaschutzverpflichtungen beitragen sowie positive Standorteffekte mit sich bringen. »Und er ist sicherheitstechnisch uneingeschränkt verantwortbar«, meinte Roels. RWE betreibt zwei Kernkraftwerke und ist an einem weiteren beteiligt. Die Frage nach dem Neubau von Kernkraftwerken »stellt sich zur Zeit nicht«.

Artikel vom 12.08.2005