27.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sommerschluss-Verkauf 2005. Wer legt nach? Wer kauft nicht mehr ein ? Wer gibt Spieler ab? Bis zum 31. August ist der Liga-Laden geöffnet. So lange darf noch nachverpflichtet oder abgeschoben werden.

Schalke-Risiko
Der FC Schalke 04 meldete vor Tagen einen weiteren teuren Mann: Stattliche fünf Millionen Euro legen sie für den Brasilianer Rafinha auf den Tisch. Eine mutige Investition in die Zukunft. Der Junge ist schließlich erst 19 Jahre jung, soll aber ein außergewöhnliches Talent sein. Einen Kicker aus dem Land des fünffachen Weltmeisters, der seine beste Zeit wahrscheinlich schon hinter sich hat, verkauften sie dafür ja vor Wochen schon an Besiktas Istanbul. Ailton brachte immerhin noch drei Millionen Euro.
Eine Ablösesumme, die die Königsblauen offensichtlich auch dringend gebrauchen können. Denn Kevin Kuranyi, der vom VfB Stuttgart kam, kostete schließlich sieben Millionen Euro. Da wird nicht gekleckert, da wird auf dem Transfermarkt ordentlich geklotzt.
Denn das Schalker Ziel ist klar: Sie wollen - koste was wolle - ein Stückchen näher an den großen FC Bayern München heran. Ein höchst riskantes Millionenspiel, das beim Nachbarn schon nicht aufgegangen ist. Borussia Dortmund hat sich hier gewaltig »verhoben« und wäre dabei fast in die Pleite geschliddert.
Bayern-Kredit
Aber auch im deutschen Fußball-Paradies München wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Klar, die Bayern verweisen Jahr für Jahr weiter auf neue Rekord-Umsätze und meldeten zuletzt wieder einen Gewinn. Aber ganz so rosig scheint die Kassen-Lage beim Rekordmeister doch nicht mehr zu sein. Die Beteiligung am neuen WM-Stadion belastet selbst einen bisher so klug kalkulierenden Verein wie den FC Bayern.
Die Stadion-Gesellschaft, an der der FC und 1860 München beteiligt sind, musste einen Kredit aufnehmen. Zuerst hieß es, 50 Millionen Euro wären gepumpt worden. Jetzt bestätigte Manager Uli Hoeneß eine höhere Summe: 75 Millionen werden es sein, die hier zu tilgen sind. In den Büchern steht dann: Kostenstelle Stadion.
Und wie teuer wird die geplante Weiterverpflichtung von Michael Ballack? Hier will der Club ja bis an die »Schmerzgrenze« gehen. Doch vielleicht wird es den Bayern demnächst noch mehr weh tun, wenn sich der Nationalspieler für ein Auslands-Angebot entscheidet. Dann verabschiedet er sich im Sommer 2006 ablösefrei. Dann gibt es für ihn keinen Cent mehr.
Profi-Poker
Das Poker-Spiel um die Profis: Kaufen, verkaufen, abschieben. Das Karussell dreht sich noch bis Mitte nächster Woche. Und was besonders auffällig ist: Vertragsauflösungen liegen voll im Trend. Kosten sparen und Kader verkleinern heißt das Thema. Spieler, die keine Perspektive mehr haben, können gehen. Sofort.
Ein typischer Fall: Der Grieche Kostas Konstantinidis, der jetzt beim 1. FC Köln die Koffer packen durfte. Ein 32-jähriger Routinier, der immerhin schon erstklassige Abwehrarbeit leistete: In Hannover und bei der Berliner Hertha.
Doch in Köln, da spielt er für den neuen Trainer Uwe Rapolder keine Rolle. Ein weiterer Mann auf dem Markt, der nicht mehr besonders gefragt ist. Wie sein ehemaliger Hertha-Kollege, der Torjäger Fredi Bobic. 2004 EM-Teilnehmer, im Sommer 2005 ein Auslauf-Modell. Wer will den noch?
Klaus Lükewille

Artikel vom 27.08.2005