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Die erste Trainer-Entlassung nach nur zwei Spielen? Das gibt's doch gar nicht. Von wegen. Der FC Hansa Rostock stellte Jörg Berger schon den Stuhl vor die Tür. Und an diesem Wochenende, wenn die Pokal-Partien angepfiffen werden, stehen weitere Kollegen unter Druck.

Der richtige Mann
Den hatte Routinier Berger von Anfang an. Eisig wehte der Wind an der Ostsee. Der vermeintliche »Retter«, der die Kommandobrücke der Hansa-Kogge betrat, er konnte das schlingernde Schiff nicht mehr auf Bundesliga-Kurs halten. Aber nach dem Abstieg gab es noch keinen Abschied. Berger wollte und durfte an Bord bleiben. Jetzt musste er gehen. Sofort. Eine saubere Trennung im Mai wäre sicher die bessere Lösung gewesen.
Doch das Fußball-Geschäft läuft halt etwas anders. Wichtige Personal-Entscheidungen sind oft nicht logisch. Da schmücken sich Vereine manchmal gern mit großen Trainer-Namen - und müssen dann kleinlaut zugeben: Schade, war leider der falsche Mann.
Beim VfB Stuttgart halten die Vorstandsherren Giovanni Trapattoni selbstverständlich immer noch für den »Richtigen«. Der verbreitet mit seinen Kauderwelsch-Kommentaren zwar viel Freude, Spaß an den Spielen hatten die VfB-Fans aber bisher nicht. 1:1 in Duisburg, 2:3 gegen Köln. Noch kein Sieg. Und die Pokal-Partie bei der TSG Hoffenheim wird auch kein Spaziergang.
Der falsche Pfiff
Wie die Auswärts-Aufgabe des VfL Wolfsburg am Samstag um 15.30 Uhr im Hermann-Löns-Stadion. Hier legte der SC Paderborn vor ein paar Tagen eine höchst treffliche Zweitliga-Heimpremiere auf den Rasen. 5:0 gegen den 1. FC Saarbrücken. So hoch dürften die Ostwestfalen die Niedersachsen wohl nicht abfertigen.
Aber der Erstligist ist gewarnt: Hier wurde im DFB-Pokal im August 2004 schon einmal ein Nordlicht »ausgeblasen«. Der Hamburger SV verlor mit 2:4. Dass damals vor allem auch die falschen Pfiffe von Robert Hoyzer ganz entscheidend mit im Spiel waren, kam erst Monate später raus.
Für den HSV-Trainer leider viel zu spät. Klaus Toppmöller saß da schon lange nicht mehr auf der Bank des Traditionsklubs. Für den Fußball-Lehrer war das 2:4 in Paderborn der Anfang vom Ende. Mitte Oktober bekam er die Papiere - und ist seitdem aus dem Geschäft. Wolfsburgs Coach Holger Fach will natürlich so lange wie möglich erstklassig am Ball bleiben. Aber er weiß: eine Pokal-Pleite in Paderborn würde seine Position enorm schwächen.
Der echte Arbeiter
Bei den Dortmunder Borussen sitzt Bert van Marwijk ziemlich sicher auf seiner Bank. Aber wie lange noch? Das kann in dieser verrückten Liga schnell gehen. Der Niederländer hat in der vergangenen Saison viel Kredit gewonnen. Obwohl der Verein finanziell am Abgrund stand, die Verletztenliste immer länger wurde und der Spieler-Ausverkauf begann, führte er die Elf noch auf den siebten Tabellenplatz.
Erstklassige Arbeit, die nicht mehr zählt. Nachdem die Borussen zuletzt im UI-Cup scheiterten und in der Liga auch erst einen Punkt buchen konnten, wäre eine Pokal-Niederlage in Braunschweig für van Marwijks Ansehen nicht gerade nützlich. Ein Trainer unter Druck, seine Elf unter besonderer Beobachtung: Eintracht gegen Borussia, das ist am Montag ab 20.30 Uhr in der ARD das einzige Live-Spiel der ersten Cup-Runde.
Klaus Lükewille

Artikel vom 20.08.2005