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Der »Anpfiff« nach dem ersten Abpfiff: Wer den Start verpatzt hat, der geht mit doppeltem Druck in Runde Nummer zwei. Die Chance zur Revanche - aber gleichzeitig auch die Gefahr einer erneuten Pleite. Noch eine Niederlage sollte man sich besser nicht leisten. Vor allem nicht vor eigenem Publikum.

Der Auftaktsieg
Im wieder aktuellen Sport-Studio stellte Moderator Johannes B. Kerner dem Gast Franz Beckenbauer diese brandaktuelle Frage: »Sagen Sie mal, warum war für Werder Bremen ein guter Auftakt so wichtig?« Das wollte er tatsächlich wissen. Ironie pur - oder die schlichte Ahnungslosigkeit eines Mannes, der nun schon seit Jahren Fußball-Spiele kommentiert?
Klar sind kernige drei Zähler zum Auftakt besser als eine Nullrunde, verehrter Herr Kerner. Werder Bremen schaffte durch das 5:2 gegen den DSC Arminia Bielefeld gleich den Sprung an die Spitze. Selbstverständlich ist auch das nur eine Momentaufnahme. Aber was man hat, das hat man.
Ein paar Plätze tiefer kann es dann immer noch und manchmal rasend schnell gehen. Zur Erinnerung: Arminia gegen Werder, das war zur Punkt-Premiere der Saison 2002/2003 schon einmal die Auftakt-Partie. Die Bielefelder fegten damals die Bremer mit 3:0 vom Platz und grüßten stolz als Tabellenführer. Und 33 Runden später? Da gehörten die Arminen zu den drei Absteigern.
Der Spitzenplatz
Der Platz an der Sonne, er kann blenden oder sogar »blind« machen. Aber dieser Verein, der nach 90 Minuten an der Spitze steht, der ist gefestigt und erfahren genug, um sich nicht irritieren zu lassen. Werder Bremens »Hintermannschaft« mit Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs blickte schon immer weit über den Rasenrand hinaus. Und die »richtige« Mannschaft, sie kann auch so schnell nichts umwerfen.
Allerdings: Am Samstag gegen 17.20 Uhr sind die Norddeutschen schon nicht mehr »Spitze«. Denn mindestens ein Verfolger wird mit sechs Zählern auf dem Konto an Bremen vorbei gezogen sein. Doch was soll's? Die Bremer können ja Sonntag ab 17.30 Uhr nachlegen. Dann steigt ihr Duell in Mainz.
Von der internationalen Bühne zurück auf das deutsche Parkett: Beide Vereine haben ihre Europacup-Auftritte noch in den Beinen. Werder »schonte« sich dabei in Basel 70 schwache Minuten lang. Die Mainzer erledigten die Hausaufgabe gegen Keflavik besser. Und im ersten Liga-Heimspiel wollen die sie jetzt auch ihren Auswärts-Fehlstart korrigieren. Wie die Rivalen Arminia Bielefeld, der 1. FC Nürnberg, der 1. FC Kaiserslautern und Mönchengladbach, die ebenfalls zum Auftakt in fremden Arenen nicht punkteten.
Der Fehlstart
Nicht leicht. Aber für einen Aufsteiger wird die zweite Aufgabe noch schwerer. Denn Eintracht Frankfurt setzte gleich den Auftakt in den Rasen der ausverkauften Commerzbank-Arena. 1:0 geführt und 1:4 verloren. Lehrgeld gegen Leverkusen gezahlt.
Der nächste Härtetest heißt Hertha. Berlin, Berlin, sie fahren nach Berlin. Nein, nein, nicht zum Pokalfinale. Aber die Partie gegen die alte Fußball-Dame hat schon was von einem kleinen Endspiel.
Die große Frage: Wie erstliga-tauglich ist der Neuling? Eintrachts Vorstandschef Heribert Bruchhagen bleibt noch gelassen. Er glaubt fest daran, dass seine Elf in dieser Klasse auch Spiele gewinnen kann. Wie beruhigend.
Klaus Lükewille

Artikel vom 13.08.2005