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DLV kämpft um Anschluss

Aufbruchstimmung bei WM, aber noch keine Wende

Helsinki (dpa). Im Land der tausend Seen sind die deutschen Leichtathleten wieder aufgetaucht.
Weltmeister der Ausreden: Tim Lobinger.

Ein Jahr nach der Olympia-Pleite von Athen ist nach den 10. Weltmeisterschaften Aufbruchstimmung zu spüren, von einer Wende kann aber noch nicht die Rede sein. »Die WM macht Mut«, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). »Wir sind auf einem guten Weg zu unseren strategischen Zielen, den Olympischen Spielen 2008 in Peking und der WM 2009 in Berlin.« Die Bilanz der WM 2003 (1 Silber/3 Bronze) wurde mit ein Mal Gold, ein Mal Silber und drei Mal Bronze übertroffen.
Bei der verregneten Jubiläums-WM hat sich das 52-köpfige DLV-Team fünf Medaillen erkämpft und mit Franka Dietzsch die erste Weltmeisterin seit 2001 gefeiert. Dazu kamen neun weitere Endkampf-Platzierungen zwischen eins und acht. Auf die Oldies war Verlass, aber die Jungen sind stark im Kommen. Auf Talente wie Sprinter Tobias Unger und Kugelstoßer Ralf Bartels kann der DLV bauen. »Das Athen-Tief liegt hinter uns, aber viel Arbeit liegt vor uns«, meinte der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow.
»Die Bilanz der Medaillen und der Finalplatzierungen hat unsere Erwartungen übertroffen«, resümierte Prokop. Mallow sprach von »einigen Enttäuschungen, aber deutlich weniger als in den Vorjahren«. Ein paar mussten Lehrgeld zahlen, andere versagten, Stabartist Tim Lobinger verpasste bei den »Wind- und Wetter-Spielen« als enttäuschter Fünfter die vielleicht größte Chance seiner Karriere. Hammerwerferin Betty Heidler und Dreispringer Charles Friedek stolperten wie weitere zehn DLV-Kollegen bereits in der ersten Runde. In Paris waren noch 20 ausgefallen.
Nun geht der Blick nach vorn. Bei der Krisenbewältigung hat der DLV das Glück, dass sich seine Hoffnungsträger im nächsten Jahr in Göteborg »nur« mit der europäischen Konkurrenz messen müssen. Erst 2007 gibt es in Osaka wieder ein Weltchampionat, für Olympia 2008 steht der Peking-Kader. »Peking wird noch schwer, aber ich denke, dass wir 2009 in Berlin die Erwartungen erfüllen können«, betonte der sonst sehr kritische Erfolgstrainer Dieter Kollark, der Dietzsch in Gold-Form brachte.
»Wir haben den Anspruch, zu den führenden fünf Leichtathletik-Nationen zu gehören, untermauert«, erklärte Mallow. Mit der Supermacht USA wird sich der DLV aber nie messen können.

Artikel vom 15.08.2005