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Zahlen, Treffer, Emotionen

Das 126. Derby: Borussia Dortmund erwartet den Ruhr-Rivalen FC Schalke 04

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04. Schwarz-Gelb kontra Königsblau. Das seit 80 Jahren farbigste Fußball-Duell im Revier. Sage und schreibe 125 Pflichtspiele haben diese ewigen Rivalen schon ausgetragen. Nummer 126 wird am Samstag um 15.30 Uhr im selbstverständlich ausverkauften Westfalen-Stadion angepfiffen.

Zahlen, Treffer, Emotionen. Die gegenseitige Abneigung ist bei den Fans ebenso groß wie die Begeisterung, wenn die »eigene« Mannschaft es einmal wieder dem Konkurrenten gezeigt hat. Und hier können die Königsblauen stolz auf die Gesamtbilanz verweisen. Von den 125 Partien zwischen 1925 und 2005 haben sie 49 gewonnen, Dortmund 44. 32 Spiele endeten Unentschieden. Das Torverhältnis: 250:196. Natürlich für den FC Schalke 04, versteht sich.
Zahlen, die zählen. Zahlen, die bei diesem so alten und doch immer wieder jungen Derby große Bedeutung haben. Es fängt schon mit dem Vereins-Namen an, auch da liegt Schalke vorn. Denn die »Knappen« feierten ihren 100. Geburtstag bereits vor einem Jahr am 4. Mai. Der BVB ist erst am 19. Dezember 2009 an der Reihe.
»Königsblau« führt die nationale Titel-Bilanz ebenfalls an. Sieben Meisterschaften und vier Pokalsiege, Dortmund hat sechs erste Plätze und zwei Cup-Erfolge zu bieten. Wobei die Borussen hier gern etwas hämisch auf die dazu gehörenden Jahreszahlen verweisen. Stimmt, Schalkes letztes Meisterstück, das liegt verdammt weit zurück. Es war im Sommer 1958, als noch Berni Klodt, Günter Siebert und Willi Koslowski für die Königsblauen stürmten. Dortmund, 1966 schon erster deutscher Europacup-Gewinner, hat dagegen einen ziemlich frischen Liga-Titel anzubieten. 2002 machten sie das halbe Dutzend voll.
Und dann 1997. Noch so eine Zahl, noch so ein Jahr, das zu diesen Vereinen gehört, sie aber ausnahmsweise einmal verbindet. Damals, im Mai, gewannen Schalke und Dortmund Wettbewerbe auf europäischen Bühnen. Schalke holte sich gegen Inter Mailand den Uefa-Cup, Borussia bejubelte gegen Juventus Turin sogar den Triumph in der Champions League. Zwei Pötte im Pütt. Das gab's nur einmal, das gibt es garantiert so schnell nicht wieder.
Denn Dortmund ist auf dem internationalen Parkett nicht mehr vertreten. Die Königsklasse wäre zurzeit ohnehin eine Nummer zu groß, es reichte zuletzt zwei Mal hintereinander nicht einmal zur UEFA-Cup-Qualifikation. Da scheiterten sie schon im UI-Cup gegen RC Lens und Sigma Olmütz.
Schalke darf dagegen als Vizemeister wieder im großen Geschäft mitkicken. Was auch bitter nötig ist. Denn in der Kasse der Knappen ist die Kohle knapp. Wie hoch sind die Verbindlichkeiten? Das sind dann zwei Zahlen, die sie gar nicht gern lesen. Da wären sich die rivalisierenden Konkurrenten ausnahmsweise mal einig: Beim Thema Schulden schweigen sie lieber. Hat Dortmund nun 120 Millionen Euro - oder noch mehr? Sitzt Schalke auf 90 Millionen Miesen - oder ist auch das untertrieben?
Die Verantwortlichen halten sich da viel lieber an die nicht tiefroten, sondern hell strahlenden Ziffern, die nach dem Abpfiff an der Anzeige-Tafel aufleuchten. 2004/2005 hieß es nach 180 Minuten 1:1. Schalke gewann in Dortmund 1:0, Borussia siegte im letzten Duell in der Arena 2:1. Jetzt steigt Derby Nummer 126. Und hier steht vor dem Anstoß bisher nur eine Zahl wie eine eins: 83 000 Zuschauer werden dabei sein.

Artikel vom 13.08.2005