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Korfmann
machte Troja
sichtbar

Archäologe gestorben

Tübingen (dpa). Mehr als 15 Jahre lang hat der Tübinger Wissenschaftler Manfred Korfmann den Boden der wohl berühmtesten archäologischen Fundstelle der Welt durchsucht - Millimeter für Millimeter. Gestern starb der Troja-Experte im Alter von 63 Jahren an einer schweren Krankheit.

Mit seiner Mannschaft machte Korfmann die unter Schutt und Ackerland liegende antike Stadt in der heutigen Türkei wieder sichtbar, legte Türme und befestigte Burganlagen frei. Er genoss das Vertrauen der türkischen Regierung, die ihm eine an seine Person gebundene Grabungslizenz auf Lebenszeit erteilte. Eines seiner wichtigsten Forschungsergebnisse war, dass er anhand seiner Grabungen die wirkliche Größe Trojas mit einer Fläche von 270 000 Quadratmetern feststellen konnte.
Bis vor kurzem war die Frage ungeklärt, wie groß und bedeutend Troja in der späten Bronzezeit (1750-1200 vor Christus) wirklich war, in die Homer den »Trojanischen Krieg« um Achill und Hektor legte. Korfmann fand heraus: »Troja war zu dieser Zeit sehr bedeutend. Es gab nicht nur die Burgstadt. Es gab auch eine Unterstadt mit insgesamt 270 000 Quadratmetern. Damit war Troja 13 Mal größer als die bisher bekannte Burg mit 11 000 Quadratmetern.«
Nach 15 Jahren Grabungsarbeit sagte der Archäologe im August 2003, er könne mit Funden belegen, dass Troja eine Mittlerfunktion zwischen Orient und Okzident einnahm. 1200 vor Christus sei die Stadt in einer »Katastrophe« mit Bränden und Toten untergegangen. »Es war ein verlorener Krieg.« Korfmann war sich sicher, dass Troja im 3. und 2. Jahrtausend vor Christus »keinen vergleichbaren Ort in Europa hatte«.

Artikel vom 12.08.2005