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Von Käpt'n Blaubär  bis Walter Matthau

Schauspieler und Synchronsprecher Völz wird 75

Berlin (dpa). Morgen feiert Wolfgang Völz seinen 75. Geburtstag, und er hat nur einen Wunsch: »Ich möchte noch ganz lange leben und gesund sein. Es ist ein Traum zu leben!«

Seine Stimme kennt jeder. Als Käpt'n Blaubär erzählt Wolfgang Völz jede Woche Seemannsgarn in der »Sendung mit der Maus«. Für die etwas älteren Fernsehzuschauer ist er der schlitzohrige Butler Johann aus der TV-Serie »Graf Yoster gibt sich die Ehre«, Besatzungsmitglied der »Raumpatrouille Orion« und die Synchronstimme von Hollywoodstars wie Walter Matthau, Peter Ustinov und Mel Brooks.
Seinen Geburtstag verbringt er mit seinem Enkelsohn in Danzig. Dort wurde der Schauspieler am 16. August 1930 um 7 Uhr geboren. »Wie an allen Fünfer-Geburtstagen üblich, stehen wir dann um 7 Uhr genau an der Stelle, an der ich vor 75 Jahren das Licht der Welt erblickte und trinken mindestens eine halbe Flasche Whiskey«, schmunzelt Völz.
In 150 Filmen und mehr als 600 Fernsehproduktionen wirkte Völz mit. »Die großen Sturm-und-Drang-Zeiten sind vorbei, aber arbeiten tue ich wie ein Irrer«, sagt der Schauspieler, der seit 50 Jahren glücklich verheiratet ist. Im nächsten Jahr ist er wieder im Kino zu sehen: Mit Michael »Bully« Herbig steht er in der Verfilmung von »Hui Buh - Das Schlossgespenst« vor der Kamera. Er spiele den »versponnenen Adligen Servatius Sebaldus«, sagt der in Berlin lebende Mann mit dem Schnauzbart und dem breiten Lächeln.
Von den heutigen Endlos-Serien der Sender hält der Pionier der Vorabend-Serie mit allein 78 Folgen »Graf Yoster gibt sich die Ehre« nicht sehr viel. »So viel Geld gibt es auf der Welt gar nicht, dass ich in einer täglichen Serie spielen würde«, meint Völz. »Es ist zu viel, das kann man gar nicht gestalten.«
Völz spielte schon als Kind gern Theater. Der Legende nach hat dann ein Regisseur, dem Völz als gelernter Bäcker Brötchen ins Hotel lieferte, sein Interesse für das Schauspielern wieder geweckt. In Hannover nahm Völz Schauspielunterricht bei Theodor Becker und Max Gaede. Als Page in Schillers »Don Carlos« gab er 1950 am Landestheater Hannover sein Bühnendebüt. Es folgten Engagements an Theatern in ganz Deutschland. 1954 schloss sich Völz dem Kabarettensemble »Stachelschweine« in Berlin an. In den 60er Jahren begann seine Fernsehkarriere mit Gastauftritten in zwei Folgen von Jürgen Rolands Krimiserie »Stahlnetz«. Mit Heinz Rühmann war er in »Charley's Tante« zu sehen, mit Martin Held spielte er in »Banktresor 713«. In dem deutschen Science-Fiction-Klassiker »Die seltsamen Abenteuer des Raumschiffes Orion« trat Völz als Leutnant Mario de Monti an der Seite Dietmar Schönherrs auf.
Sein komisches Talent zeigte der Schauspieler auch in »Pippi Langstrumpf«. Seine Stimme lieh er Figuren in Kinderfilmen wie »Pumuckl und der blaue Klabauter« und »Der kleine Eisbär«. Im vergangenen Jahr verkörperte Völz Sir John in der Edgar-Wallace-Parodie »Der Wixxer«.
1990 wurde Völz mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Artikel vom 15.08.2005