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Das Hürden-Rätsel

Kirsten Bolm schockt nicht nur in London


Helsinki (dpa). Die Frau hat Nerven. Als das Unwetter über Helsinki hereinbrach und Kirsten Bolm stundenlang in der Umkleide-Kabine auf ihren Hürden-Vorlauf warten musste, bewahrte sie die Ruhe. »Wir haben Kuchen gegessen und Kreuzworträtsel gelöst«, berichtete die Dritte der Hallen-Europameisterschaft, »es war nervenaufreibend, aber es hat Spaß gemacht.« Und es hat die Mannheimerin kein bisschen gebremst. Im Gegenteil: Mit 12,68 Sekunden stürmte sie erst ins Halbfinale und gestern dann mit 12,95 ins heutige Finale.
Die in Frechen bei Köln geborene Psychologie-Studentin hat sich die Robustheit bei internationalen Starts erworben. Vor wenigen Wochen in London gewann sie die 100 m Hürden und ließ dabei auch Weltmeisterin Perdita Felicién (Kanada) hinter sich. »Das ist Motivation und stärkt mein Selbstbewusstsein«, sagte die 30-Jährige. »Ich denke, dass ich für nun ein Begriff geworden bin. In London waren alle schockiert.«
Kirsten Bolm ist endlich zur rechten Zeit gesund. »Drei Jahre haben mich Verletzungen ausgebremst. Jetzt läuft es endlich richtig«, sagte sie. Die bitterste Erfahrung machte die 1,81 Meter »große Blonde« im olympischen Halbfinale in Athen, als ein Muskelriss sie zur Aufgabe zwang. »Wenn Kirsten gesund ist, ist sie eine Bank. Und wenn sie im Startblock sitzt, klappt das auch«, meinte Trainer Rüdiger Harksen, der sie seit 2001 betreut.
Um Verletzungen weitgehend zu vermeiden, hat sie ihre Übungsprogramm neu justiert. »Ich trainiere nur noch produktiv. Die Zeiten, in denen ich humpelnd auf die Bahn gegangen bin, nur um mich zu bewegen, sind vorbei«, berichtet Bolm.

Artikel vom 11.08.2005