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Ein »Knallharter« im Strafraum
und ein Künstler an der Gitarre

Mittelstürmer Rafael Arlet fühlt sich beim Oberligisten VfB Fichte pudelwohl

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die Fußstapfen sind groß, die VfB Fichtes kleiner Torjäger Soner Dayangan hinterlassen hat. Doch seinem Nachfolger Rafael Arlet mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. »Ich bin gekommen um Tore zu schießen. Zudem will ich mithelfen, damit es in dieser sympathischen Mannschaft voran geht«, sagt der 30-jährige Stürmer.

Lieb, nett und bescheiden gibt Rafael Arlet bereitwillig Auskunft über seinen bisherigen sportlichen Werdegang. In der C-Jugend der DJK Sportfreunde Nette habe er angefangen, aber letztlich seine großen Hoffnungen auf eine Profikarriere bei Borussia Dortmunds Amateuren in der Ober- und Regionalliga begraben, stellt er fest. Dazwischen und danach lagen die Stationen VfL Bochum, FC Schalke 04, SV Hohenlimburg, Westfalia Herne, Lüner SV und Westfalia Rhynern. »Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets«, gibt Arlet unumwunden zu und grinst verschmitzt: »Mein einziger Ausflug nach Ostwestfalen endete beim FC Gütersloh. Weil dort aber im Jahr 2001 das Geld ausging, wurden alle Spieler, die aus dem Ruhrgebiet kamen, schon nach einem halben Jahr wieder weggejagt.«







»Auf« Schalke hießen seine Trainer Klaus Fichtel (B- und A-Jugend) und Klaus Fischer (Amateure), in Dortmund Michael Skibbe (Amateure) und Nevio Scala. Aufgrund seines Talentes durfte der schnelle Angreifer gelegentlich im Profikader mittrainieren. Doch einen Lizenzspielervertrag boten ihm die Borussen nicht an. Ohne Bitterkeit nennt Arlet auch den Grund: »Ich war nie pflegeleicht, trug mein Herz immer auf der Zunge. Zudem hatte ich extrem lange Haare. Ich passte einfach nicht ins Klischee.«
Weils für ihn beim BVB nicht weiterging, wechselte der Architekturstudent in die Oberliga. Zwei Jahre Westfalia Herne, ein kurzer Gastspiel beim Landesligisten SV Hohenlimburg, eine Hinserie beim FC Gütersloh, die Rückserie beim Lüner SV. Vor drei Jahren schien Rafael Arlet beim Verbandsligisten Westfalia Rhynern endgültig heimisch zu werden, bis er in seinem Heimatort Westtünnen (bei Rhynern) Holger Wortmann traf.
VfB Fichtes neuer Trainer hatte den Stürmer Rafael Arlet mehrfach beobachtet und wollte ihn gern zur Rußheide holen. »Wortmann und auch der Verein haben sich sehr um mich bemüht«, nennt der Junggeselle den Grund, warum er Wattenscheids Coach Georg Kreß und dem Regionalligateam einen Korb gab. Stattdessen und seitdem fährt er viermal pro Woche nach Bielefeld - in einer Fahrgemeinschaft mit dem Trainer. Doch VfB Fichtes Wunschspieler stellt bereits in Aussicht: »Das wird kein Dauerzustand. Demnächst komme ich mit dem Zug aus Dortmund.«
In der westfälischen Ruhrgebietsmetropole Dortmund hat Rafael Arlet Architektur studiert und bastelt derzeit am Examen. »Eine künstlerische Neigung hatte ich von jeher«, nennt der in Polen geborene Fußballer eine »Schwäche«, die vielleicht eines Tages zur großen Stärke wird. Er schreibt Songs, spielt erstklassig Gitarre und wartet eigentlich nur auf einen Plattenvertrag. Michael Wurst, der Leadsänger der Cover-Band Tweens, ist ihm dabei behilflich. Schließlich haben beide schon erfolgreiche musikalische Projekte hinter sich. So wirkte Arlet in den Fernsehserien »Star Search« und »Nur die Liebe zählt« mit, und war zudem in einem Videoclip von Popsänger Sascha zu sehen.
Kunst, Technik und Erfolg will Rafael Arlet jetzt zunächst in der Fußball-Oberliga zu Gunsten des VfB Fichte vereinen. Seine engsten Freunde erkennen ihn auf dem grünen Rasen kaum wieder. Von musischer Sensibilität keine Spur. »Ich bin keiner, den man im Strafraum umlaufen kann und weiß mich schon zu wehren«, nennt der Stürmer seine Qualität. Den neuen Kollegen zollt er ein dickes Kompliment: »VfB Fichte ist das etwas andere Oberligateam. Hier zählt die Gemeinschaft. Auch deshalb bin ich gern nach Bielefeld gekommen.«

Artikel vom 13.08.2005