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Drei Ex-Arminen im
Land der Gegensätze

Abenteuer Zypern: Kockel, Pölking und Rauffmann

Von Alexander Grohmann
Nikosia (WB). Die Zeiten haben sich geändert, Ausschlafen ist gestrichen. Ronny Kockel und Alexandré »Mano« Pölking müssen jeden Tag schon um fünf Uhr aus den Federn. Für die einstigen Bielefelder hat eine neue Zeitrechnung begonnen: Sie stehen seit jüngstem bei Olympiakos Nikosia auf Zypern unter Vertrag.
Der »Playboy« am Pool macht sich im Kicker schlau: Paulo Rink bei der Fachlektüre.
Dort zwingt der Sommer die beiden früh aus dem Bett. Kockel: »Die erste Trainingseinheit beginnt hier um sechs Uhr.« Aus gutem Grund: Zwei Stunden später sind es schon 30 Grad.
Zypern im Sommer - das ist kaum auszuhalten. Das Land liegt unter einer Hitzeglocke. Schwere Zeiten für Leistungssportler. Die Fußballer fliehen deshalb in der Saisonvorbereitung in kühlere Gefilde: So absolvierte Erstligist Olympiakos ein zweiwöchiges Trainingslager in der Slowakei. Auch bei niedrigeren Temperaturen kamen die Kicker ins Schwitzen: »Rainer Rauffmann hat richtig Gas gegeben. Die härteste Vorbereitung, die ich jemals hatte«, meint Keeper Kockel.
Rauffmanns neue Rolle: Der frühere Torjäger gibt bei Olympiakos sein Trainer-Debüt. Seitenlinie statt Strafraum. Sieben Jahre lang schnürte der frühere Arminia-Stürmer (Saison 1996/97) für den Rivalen Omonia Nikosia die Stiefel. Er feierte zwei Meisterschaften und holte vier Mal die Torjägerkrone. Mit seinen drei Länderspieltoren für Zypern machte sich der Stürmer nach seiner Einbürgerung endgültig unsterblich auf der Insel. »Wenn er kommt, machen die Leute Platz«, ist Kockel der Rummel um Rauffmann nicht entgangen. Der Trainer war es auch, der Kockel und Pölking über Berater Roland Kopp nach Nikosia lockte.
Das Abenteuer Zypern: »Ich wollte mal etwas komplett anderes machen, eine neue Sprache lernen«, erklärt Ronny Kockel. Ein Jahr lang war er bei Arminia nur »zweite Wahl«, gehörte zwar dem Bundesliga-Kader an, spielte aber für die Amateure in der Regionalliga. Jetzt will der 29-Jährige in Zypern zeigen, dass er das Zeug zum ersten Mann hat. Bei Mano Pölking sprach noch ein weiterer Grund für das südliche Europa. »Ich vermisse Brasilien. Als ich die Möglichkeit bekam, zu Olympiakos zu wechseln, habe ich keine Sekunde gezögert.« Denn: Hier fühlt er sich fast wie zu Hause, das Klima weckt beim 35-Jährigen Copacabana-Gefühle.
Nach Apoel und Omonia ist Olympiakos die »Nummer 3« in der Hackordnung der Hauptstadt-Klubs. In der vergangenen Saison belegte das Team Platz vier in der obersten Spielklasse, die nur in der Spitze Zweitliga-Niveau erreicht. In dieser Serie soll es weiter nach oben gehen. Pölking ist guter Dinge: »Wir sind vor allem vorne sehr gut besetzt.« Dabei denkt er an einen Landsmann: Paulo Rink. Der Brasilianer mit deutschem Pass, der früher bei Bayer Leverkusen für Furore sorgte, ist Star der Mannschaft.
Zumindest fußballerisch ist es ein Land der Gegensätze: Auf der einen Seite schwärmen die Neuankömmlinge von traumhaften Trainingsbedingungen. »Die Plätze hier sind Weltklasse.« Dafür gibt es im medizinischen Bereich Nachholbedarf. »Hier wird man noch mit Duschgel massiert«, schmunzelt Kockel. Die Vorteile überwiegen aber: Zypern ist ein Steuer-Paradies, beide Spieler haben von ihren neuen Wohnungen einen traumhaften Blick auf die Stadt, der Verein kümmert sich um alles. Und neben Training und Spiel bleibt noch genug Zeit, die Vorzüge der Insel zu genießen.
»Hier ist das Leben lockerer«, freut sich Pölking auf den Karriere-Ausklang am Mittelmeer. Kockel ergänzt: »Was gibt es denn Schöneres? Wenn man mal trainingsfrei hat, legt man sich an den Pool.« Die Bade-Saison geht bis Dezember. Jetzt steht aber erstmal ein ganz heißer Auftakt bevor: Die Saison beginnt morgen mit dem Derby gegen Apoel. Trotz der Temperaturen: Auf eine kalte Dusche zum Start können Pölking und Kockel gut verzichten.

Artikel vom 27.08.2005