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Kranke Erde schockt Crew

Discovery-Astronauten erkennen Umweltschäden mit bloßem Auge

Washington (dpa). Die Astronauten der US-Weltraumfähre »Discovery« haben auf ihrer Mission Umweltschäden auf der Erde mit bloßem Auge erkennen können.
Shuttle-Kommandantin Eileen Collins.

»Discovery«-Kommandantin Eileen Collins sagte nach ihrer geglückten Heimkehr zur Erde, sie sei sehr ernüchtert über die Zeichen von Umweltzerstörung in Afrika gewesen. Sie habe große Wald- und Buschbrände, entwaldete Gebiete sowie starke Erosionen sehen können, berichtete Collins. Viele Flüsse seien braun statt blau gewesen.
Unterdessen richtet die NASA nun ihren Blick nach vorn auf die nächste angestrebte Shuttle-Mission. Möglicherweise noch in dieser Woche wollte die US-Raumfahrtbehörde erste Ergebnisse einer Untersuchung darüber bekannt geben, warum während des Starts der »Discovery« mindestens vier Stücke Isolierschaumstoff vom Außentank der Raumfähre abgebrochen waren. Von der Ursache beziehungsweise den etwaigen nötigen Gegenmaßnahmen hängt es ab, wann das nächste Shuttle - die »Atlantis« mit dem Deutschen Thomas Reiter an Bord - zur Internationalen Raumstation ISS fliegen wird.
Die NASA hatte auf einen Starttermin am 22. September gehofft, aber das dürfte schon deshalb nicht klappen, weil die »Discovery« am Dienstag wegen schlechten Wetters nicht in Florida, sondern in Kalifornien gelandet war. Sie muss nun erst an ihren Startort auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral zurückgebracht und dann gewartet werden, um nach einem »Atlantis«-Start für einen etwaigen Rettungseinsatz bereit zu stehen.
Die Landung im US-Westen führte auch dazu, dass die siebenköpfige »Discovery«-Crew erst gestern ein Wiedersehen mit ihren Angehörigen feiern konnte, die in Florida auf das Wiedersehen gewartet hatten.
Nach Medienberichten könnte das Abplatzen von Schaum beim Abheben der »Discovery« im Zusammenhang mit Reparaturarbeiten stehen, die noch während der Produktion am Außentank durchgeführt worden waren. Das wäre für die NASA eine Erleichterung, weil sie dann nicht von einem ähnlichen Risiko für die »Atlantis« ausgehen müsste.
Der jüngste Shuttle-Flug sei eine Bestätigung für die bemannte Raumfahrt, sagte gestern der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Prof. Sigmar Wittig. »Wir sind schon einen großen Schritt zur Raumstation gegangen. Jetzt sollten wir auch die nächsten Schritte machen, um die ISS voll zu nutzen.«
Hauptziel ist für Wittig nach dem Flug des deutschen Astronauten Reiter zur ISS noch in diesem Jahr das Andocken des europäischen Weltraumlabors »Columbus«. »Ich habe die Hoffnung, dass wir das noch 2007 schaffen können - realistisch aber eher gegen Ende als zu Beginn des Jahres.«
»Columbus« gilt als Europas »Eintrittskarte« zur Internationalen Raumstation. In das Forschungsmodul hat die Europäische Weltraumagentur ESA 750 Millionen Euro investiert.
Mit einem Tag Verspätung soll heute eine neue Sonde der US-Weltraumbehörde NASA zum Mars starten. Ein Gerät zur Steuerung der Trägerrakete Atlas V musste zuvor nochmals überprüft werden. Die Sonde »Mars Reconnaissance Orbiter«, kurz MRO, soll auf dem Mars zusätzliche Informationen über die Existenz, Entstehung und Verteilung von Wasser sammeln.

Artikel vom 11.08.2005