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Barbarez - Opfer und Täter

Hamburg stellt sich auf heißen Tanz in Valencia ein

Hamburg (dpa). Es wurde getreten, geschubst und geschimpft im UI-Cup-Finalhinspiel zwischen dem Hamburger SV und dem FC Valencia - und am Ende verlor wieder einmal Sergej Barbarez die Nerven.
Nach einem Stollen-Tritt von Fabio Aurelio mitten ins Gesicht des Bosniers, der daraufhin stark aus der Nase blutete, sah nur Barbarez in der 86. Minute Gelb-Rot. »Ich habe noch nie so viele Schläge ins Gesicht bekommen. Auch der Tritt war kein Zufall«, betonte der 33-Jährige. »Ich fühle mich ungerecht behandelt.«
Tatsächlich hatte Barbarez aber Aurelio sein Blut ins Gesicht geschmiert. So unbeherrscht gab er dem unsicheren schottischen Schiedsrichter Stuart Douglas eine Steilvorlage und wurde zum achten Mal in seiner Karriere vom Platz gestellt. Damit machte Barbarez das Klasse-Tor zum 1:0 in der 51. Minute fast vergessen. »Sergej war Opfer und Täter. Ihm wurde ins Gesicht getreten, das hat sicher weh getan. Da kann man schon mal so reagieren«, sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Großes Verständnis für seinen heißblütigen Torjäger zeigte auch Trainer Thomas Doll, der die erste gelbe Karte nach einer Rangelei gar nicht verstand. »Ich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter gewünscht. Er hat sich von der Hektik anstecken lassen.«
Mehr Professionalität fordert aber manch Mitspieler. »Die Spanier hatten sich auf ihn eingeschossen. So clever muss er aber eigentlich sein«, sagte Bastian Reinhardt, der selbst eine vom holländischen Stürmer Patrick Kluivert verursachte Platzwunde unterm Auge davontrug. »Wir hätten ruhiger bleiben müssen. Das sind Lektionen, die man nur aus solch Spielen lernt.« Tatsächlich provozierte der sechsmalige spanische Meister immer mehr, als er keine spielerischen Mittel fand.
»Wir werden im Rückspiel noch viel aggressiver sein«, kündigte Trainer Quique Flores an. Zudem sind Valencias Anhänger als »Feuerwerker« der Primera Division bekannt, die Stimmung in der heißen Hafenstadt kann leicht kippen. Trotzdem sieht Doll für das Rückspiel im Estadio Mestalla am 23. August (22.00 Uhr/DSF) auch ohne Barbarez, der nach seiner zweiten gelben Karte im Wettbewerb auch ohne die Rote Karte gesperrt gewesen wäre, gute Chancen: »Wir sind so gefestigt, dass wir das verkraften werden.«
Die weiteren Spiele: CFR Cluj - RC Lens 1:1, Deportivo La Coruna - Olympique Marseille 2:0

Artikel vom 11.08.2005