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Feuchtigkeit nagt an
Bielefelds Wahrzeichen

Auch der Sparrenburg-Turm ist sanierungsbedürftig

Von Michael Schläger und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Bielefelds Wahrzeichen, der Turm der Sparrenburg, ist jetzt 163 Jahre alt - und marode. Gutachter Prof. Dr. Erwin Schwing (Karlsruhe) begann gestern mit der Untersuchung des Mauerwerkes und entdeckte vor allem an der Südseite erhebliche Schäden. Den Festungsmauern hatte er bereits Baufälligkeit bescheinigt. Die Sanierungskosten für die gesamte Burganlage werden auf 7,5 Millionen Euro geschätzt.

Schon der »Hammertest« offenbart schadhafte Stellen im Mauerwerk des 37 Meter hohen Turmes. Dort, wo der Mörtel die Steine kaum noch zusammen hält, klingt der Schlag dumpf, an intakten Stellen klar und fest. Doch Schwing und sein Kollege Peter Ruf wollen der Sache weiter auf den Grund gehen. Sie haben eine Bohrmaschine mitgebracht, mit der sie 93 Zentimeter tiefe Löcher in die dicken Steinwände treiben. Wie schnell sie voran kommen, lässt ebenfalls Rückschlüsse auf den Zustand des Mauerwerks zu. Genau analysiert wird das Bohrmehl. Der Feuchtigkeitsgrad ist ein weiteres wichtiges Indiz. Heute wird ein Hubsteiger eingesetzt, der Bohrungen in einer Höhe bis zu 20 Metern ermöglichen soll. Letzten Aufschluss geben endoskopische Untersuchungen, wie sie aus der Medizin bekannt sind. In die Bohrlöcher wird eine Minikamera eingeführt. Die Bilder zeigen den Zustand im Innern der Wand.
Gestern waren Schwing und Ruf auf der mittleren, seit langem für Publikum geschlossenen Plattform im Einsatz. Buchen sprießen aus den Bodenplatten hervor. Steingewächse haben sich auch am südlichen Turmrund breit gemacht. »Pflanzen können nur dort wachsen, wo es feucht ist«, erläutert Schwing. Der Blick von der Plattform nach oben verheißt nichts Gutes: Das Mauerwerk wellt sich. Von oben fallen schon mal kleinere Bröckchen herab.
Ein Grund für die Sperrung der mittleren Plattform. Aber (noch) kein Grund, weitere Absperrungen rund um den Turm vorzunehmen. Wie lange die im Gegensatz zu den Wehranlagen durchgemauerten und nicht verblendeten Flächen halten, vermögen die Experten nicht vorherzusagen. »Aber es ist fünf vor zwölf«, meint Ruf. An der Nordostmauer und am Kiekstattrondells ist es schon »fünf nach zwölf«. Dort waren bereits Teile der Mauer abgebrochen. Auch 70 Prozent der Verblendung am Schusterrondell ist schadhaft. Sperrzäune sind aufgestellt.
»Wir hoffen möglichst noch in diesem Jahr mit der Sanierung der Burg beginnen zu können«, sagt Silke Justen, Architektin in der Abteilung Bauunterhaltung des städtischen Immobilienservicebetriebes (ISB). Noch nicht endgültig geklärt ist aber, wie die Sanierung von Bielefelds marodem Wahrzeichen finanziert werden soll. Das Oberflächen- und Niederschlagswasser, der Pflanzenwuchs, aber auch fehlerhaft ausgeführte Sanierungsarbeiten in den 50er Jahren lassen es auf der Burganlage bröseln und bröckeln. Deshalb soll zunächst ein neues Entwässerungssystem gebaut werden.

Artikel vom 10.08.2005