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Nur nicht den Kopf einziehen

Arminias Abwehrspieler Heiko Westermann stellt sich der Kritik

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Heiko Westermann hat seine Hausaufgaben gemacht. Auch wenn's weh tat: Der defensive DSC-Debütant, der im Weserstadion seinen Erstligaeinstand gab, hat sich die Partie Werder gegen Arminia noch einmal angesehen. Und die Videoaufzeichnung genutzt, um die eigenen Fehler zu analysieren.
Im feinen Zwirn und mit Nostalgie-Ball: Heiko Westermann.

Denn: »Es hat ja jeder gesehen, dass hinten etwas nicht stimmte.« »Ist Arminias Abwehr noch ganz dicht?«, fragten sich die knapp 2000 mitgereisten Fans spätestens, nachdem Ivan Klasnic der neu formierten DSC-Deckung sechs Minuten vor Schluss das fünfte Tor eingeschenkt hatte. Mitnichten. »Die Anzahl der Gegentreffer sagt ja alles«, vermied es Westermann, um den heißen Brei herumzureden. Und sparte nicht mit Selbstkritik, gab ohne ins Detail zu gehen an: »Auch ich habe Fehler gemacht, die es abzustellen gilt.« Nur diese eine Szene aus der 18. Minute, die sprach der Spieler von sich aus ganz offensiv an: »So ein Ding wie vorm 1:2 passiert einem ja auch nicht alle Tage. Dass ich den Klasnic anschieße, ist das eine, aber dass der Ball zu einer Vorlage wird und der die Kugel dann nur noch reinzuschießen braucht, ist richtig bitter.«
Aber wo liegt er denn nun, der so häufig zitierte Unterschied zwischen 2. und 1. Bundesliga? Dem Ex-Fürther Westermann ist er besonders am Beispiel von Werders Angriffschef aufgefallen. »Ich bin ja nicht gerade klein und verfüge über ein gutes Sprungvermögen. Aber der Klose köpft in einer anderen Etage.«
Zwei Tage, gab Westermann an, habe er nach der Partie schlechte Laune gehabt. Kein Wunder, wenn einem auf sämtlichen TV-Kanälen Werders toller Sprung an die Ligaspitze vor Augen gehalten wird. »Da siehst du dich dann halt zwangsläufig jedes Mal selbst und bist dabei der Dumme.« Den Kopf eingezogen hat der mit 1,90 Metern längste Armine vor den Medien aber nicht. Westermann hat sich nach seiner missglückten Erstliga-Premiere der unangenehmen Situation gestellt.
Genau so, wie er es auch zu tun gedenkt, sollte Arminia in Kürze tatsächlich einen neuen Spieler für die Abwehr präsentieren. Nein, es störe ihn nicht, dass der DSC einen unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um einen Defensiv-Stammplatz verpflichten wolle. »Im Gegenteil.«, sagte Westermann, »neue Konkurrenz pusht zusätzlich.«
Dass Radim Kucera, DSC-Wunschkandidat von Sigma Olmütz, bereits am Samstag gegen den Hamburger SV für Bielefeld am Ball ist, ist unwahrscheinlich. Ebenso, dass Petr Gabriel nach seiner Verletzungspause bereits sein Comeback gibt.
Heiko Westermann wird sehr wahrscheinlich eine erneute Chance von Anfang an bekommen. »Dann möchte ich vor Heimpublikum zeigen, dass mein tatsächliches Leistungsvermögen ein anderes ist.« Denn kampflos, versichert der 21-Jährige, werde er seinen Platz ganz bestimmt nicht hergeben. Und von den angeschwollenen Lymphknoten, die ihn gestern beim Training etwas behinderten, wird er sich erst recht nicht von seinem zweiten Erstligaeinsatz abhalten lassen.

Artikel vom 10.08.2005