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Ein festes Fundament braucht jeder

Bernd Kollmetz ist evangelischer Pfarrer der Johanniter Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.

Bei aller Flüchtigkeit des Augenblickes und des Lebens stellt sich für den Menschen immer wieder die Frage nach der Beständigkeit und nach dem, was bleiben wird. Worauf darf er sich wirklich verlassen, um nicht verlassen zu sein im Meer der Zeit und in der Unendlichkeit des Raumes? Obgleich Leben immer Veränderung bedeutet, braucht es Haltepunkte. Und wer wirklich verändern will, der sollte auch die Kunst des Bewahrens beherrschen.
Die Lebenskunst besteht gerade darin, innerhalb der Wechselwirkungen, die Veränderungen auslösen, ein Gespür für das rechte Maß zu besitzen. Daran scheint es aber häufig zu fehlen. Und so quälen wir uns mit der Angst vor Entscheidungen. Ja, schlimmer, wir verweigern uns.
Der französische Schriftsteller Garnier brachte es auf den Punkt: Stärker noch als die Ungerechtigkeit quält uns das Tempo der Veränderung. Diese Qual raubt Kraft und Mut. Letztlich ist die Lebensfreude gelähmt. Auch der Glaube kennt diese Erfahrung. Er vollzieht sich in diesem Spannungsbogen.

U
nser Lebenshaus, so hat es Jesus in einem Gleichnis angesprochen, steht auf einem festen Fundament. Dies darf der Mensch wissen und sich darauf verlassen. Vertrauen gibt die Kraft, diese Gewissheit zu bewahren. Zugleich macht es Mut, die lebensnotwendigen Veränderungen anzunehmen und maßvoll zu gestalten. In diesem Zusammenhang haben die Talente, die ein jeder von uns besitzt, ihre Bedeutung und ihren Nutzen.
Übrigens: Jeder Schritt voran bedarf, physikalisch betrachtet, eines Standbeines, damit wir nicht nach vorn über schlagen. Der Glaube will letztlich dieses Standbein sein. Bernd Kollmetz

Artikel vom 10.08.2005