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Drehbuchschreiber aus Passion

Schauspieler Heikko Deutschmann agiert auch hinter der Kamera

Von Patrick Poch
ARD, 20.15 Uhr: »Ich spiele am liebsten Charaktere, die so ganz anders sind, als ich selbst«, verrät Heikko Deutschmann. Gebrochene Typen, die kurz davor sind, einen entscheidenden Fehler zu machen, sich zu verlieren.
Sie passen wunderbar zusammen und lieben sich auch. Aber Hypochonder Christoph (Heikko Deutschmann) sucht trotzdem einen anderen Mann für seine Frau Friederike (Aglaia Szyszkowitz). Foto: ARD
Rollen, wie die des Bösewichts in »Polizeiruf 110« etwa. Aber zumeist ist der 43-Jährige, der zuletzt in »Kanzleramt« (ZDF) zu sehen war, dann doch als Liebhaber, Verführer oder Familienvater gefragt. Schuld daran ist vermutlich sein gutes Aussehen: blaue Augen, braune Wuschelhaare und lässiger Drei-Tage-Bart. Kein Wunder, dass er auch in der Komödie »Suche Mann für meine Frau« einen »Gutmenschen« gibt.
Der gebürtige Innsbrucker überzeugt in der Rolle eines Kontroll-Fanatikers: Alles muss geplant sein, sonst hat Christoph Nagel keine Ruhe. Seine Frau (Aglaia Szyszkowitz) und die beiden Kinder lieben ihn trotz seines Perfektionswahns. Stutzig macht die Gattin nur, dass er ständig neue Männerfreundschaften knüpft. Hat er kein Interesse mehr an ihr?
Tatsächlich sieht alles anders aus: Christoph, ausgemachter Hypochonder, wähnt sich todkrank und will die Zeit nach seinem Tod regeln. Hinter dem Rücken seiner Ehefrau sucht er einen möglichen Nachfolger für sich.
Auch wenn die Story an manchen Stellen zu entgleiten droht, so halten die beiden Hauptdarsteller doch das Schiff gekonnt auf Kurs. Kein Zufall, denn Deutschmann und Szyszkowitz ergänzen sich perfekt vor der Kamera. Das haben die beiden Schauspieler bereits preisgekrönt für »In Sachen Kaminsky« bewiesen.
Ein perfekter Familienvater zu sein, ist auch ein großes Anliegen für den privaten Heikko Deutschmann. Nicht ganz einfach, seit er getrennt lebt von seiner Ehefrau, der Schauspielerin Heike Falkenberg. Gemeinsam haben sie zwei Töchter, 14 und 17 Jahre alt. Eine Trennung, die Spuren hinterlassen hat nach 21 Ehejahren.
Die Wahlheimat Hamburg hat er verlassen. Gelandet ist er, auf halber Strecke gen Berlin, im niedersächsischen Wendland. In einer ausgebauten Scheune genießt der Viel-Spieler die Ruhe zwischen Theaterengagements und Filmrollen. Zur Entspannung hat Deutschmann zwei Vorlieben: Fahrradfahren und Drehbuchschreiben. Für die letztgenannte Leidenschaft nahm er sogar eine berufliche Auszeit, um an der Berliner Filmhochschule DFFB von 1996 bis 1998 die Drehbuchakademie zu absolvieren.
Wenn er kann, schreibt er täglich, »am liebsten nachts oder früh morgens.« Kinofilme, Thriller sogar Fernsehserien hat er auf seiner Festplatte. Verfilmt worden ist noch kein Stoff, doch einige stehen bereits auf Förderlisten oder liegen bei Produzenten. Veröffentlicht hat der Schreibwütige allerdings etwas: Das Buch zur Fernsehserie »Kanzleramt« - geschrieben, während er parallel eine der Hauptrollen gespielt hat.

Artikel vom 19.08.2005