13.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Hedge-Fonds
sind für Profis

Im Gespräch: Christoph Schlienkamp

Düsseldorf (WB). Seit Jahresanfang 2004 ist auch in Deutschland möglich, Hedge-Fonds aufzulegen oder in ausländische Hedgefonds zu investieren. Die möglichen Risiken bei dieser Anlageform sind groß. Bernhard Hertlein sprach darüber mit Christoph Schlienkamp, Investmentberater des Bankhauses Lampe in Düsseldorf.
Christoph Schlienkamp

Wer braucht Hedgefonds?Schlienkamp: Vor allem institutionelle Anleger wie beispielsweise große Versicherungsgesellschaften oder Pensionskassen. Der englische Begriff Hedging bedeutet absichern, und somit ist die Risikoabsicherung der eigentliche Entstehungsgrund von Finanztermininstrumenten. Dabei ist die Bezeichnung »Hedge-Fonds« im wörtlichen Sinne eigentlich irreführend. In der Regel steht nicht der Versicherungscharakter, also das »Hedging«,Êim Vordergrund, sondern Strategien, bei denen die Risiken in bestimmte Teilrisiken - systematisches Marktrisiko, unternehmensspezifisches Risiko -Ê geteilt und bewusst eingegangen werden.

Was ist denn eigentlich ein Hedge-Fonds?Schlienkamp: Allgemein versteht man unter Hedge-Fonds Anlagemöglichkeiten, deren Ziel die Erwirtschaftung von Erträgen durch die Ausnutzung von Marktunvollkommenheiten ist. Bei ihren Anlagen auf den internationalen Finanzmärkten bedienen sich die Fondsmanager unterschiedlichster Strategien und Instrumente. Bei Hedge-Fonds spielt das Geschick eines Managers bei der Anlage bzw. beim Handel eine größere Rolle als bei herkömmlichen Strategien. Die Wertschöpfung, das heißt der Erfolg, ergibt sich aus der Fähigkeit des Managers, Preisunterscheide auf den Weltkapitalmärkten zu erkennen und richtig einzuschätzen. Dazu gehört beispielsweise auch der Verkauf von Papieren, die man noch gar nicht besitzt.

Wie groß ist die Gefahr des Missbrauchs durch Spekulanten oder gar Kriminelle?Schlienkamp: Der Begriff Spekulant ist schon an für sich negativ belegt. Wenn jemand Marktunterschiede für sich ausnutzt, halte ich das noch nicht für kriminell. Aber die Grenze ist in dem Bereich nicht sehr scharf, zumal der Eine oder Andere auf Börsenplätzen agiert, die nicht unseren Regularien und Gesetzen unterliegen.

    Auf Inseln in der Karibik?Schlienkamp: Ja, in den meisten Fällen.

Besteht die Gefahr, dass staatliche Notenbanken durch die neuen Finanzinstrumente in Abhängigkeit von privatem Zockergeld geraten?Schlienkamp: Nein, diese Gefahr sehe ich zur Zeit nicht. Allerdings gibt es bislang keine Untersuchungen, die verlässliche Daten zu Marktvolumen und Marktanteilen liefern. Nach Branchenschätzungen beträgt das mittlerweile in Hedge-Fonds investierte Volumen mehr als 600 Milliarden US-Dollar, die Zahl der Hedge-Fonds soll sich allein seit 1999 von 6200 auf 8800 erhöht haben, aber niemand weiß, wie richtig diese Zahl tatsächlich ist.
Profis gehen mit Hedgefonds und anderen Finanzierungsinstrumenten vernünftig und sinnvoll um. Aber es stimmt, dass sie auch zu unsinnigen und sogar für die Allgemeinheit schädlichen Spekulationen eingesetzt werden können. Diese Gefahren muss man im Auge behalten.

Artikel vom 13.08.2005