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Neue Vorwürfe gegen Manager

VW-Korruptionsaffäre vor Gericht

Braunschweig (dpa). In der Korruptionsaffäre beim VW-Konzern ist der Autobauer gestern mit neuen schweren Vorwürfen gegen zwei Ex-Manager in die Offensive gegangen.

Die Schlüsselfiguren der Affäre, der gefeuerte Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer und Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster, hätten den Konzern als »Plattform« genutzt, um in die eigene Kasse zu wirtschaften, sagte der Leiter der VW-Rechtsabteilung, Michael Ganninger, vor dem Arbeitsgericht Braunschweig. Dafür hätten die beiden ein Netz von mindestens zehn Firmen in acht Ländern aufgebaut. Auch Schmiergeld in fünfstelliger Höhe sei an Gebauer gezahlt worden. Gebauer wies die Vorwürfe zurück. Er müsse als »Sündenbock« herhalten.
VW hatte Gebauer Ende Juni fristlos gekündigt. Dagegen klagt dieser. Die gesetzlich vorgeschriebene Verhandlung über eine gütliche Einigung scheiterte gestern am Widerstand des Autobauers. Am 17. November soll es nun eine mündliche Verhandlung geben.
Gebauer sagte: »Ich habe mir nichts vorzuwerfen.« Er habe eng mit dem früheren VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz und Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert zusammengearbeitet. Beide waren im Sog der Affäre zurückgetreten. Gebauers Anwalt Wolfgang Kubicki sprach von »unglaublichen Anschuldigungen«, die sich in »Luft auflösen« würden. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Schuster und Gebauer wegen Betrugs und Untreue.
VW-Chefsyndikus Ganninger sagte, hinter dem Firmengeflecht von Gebauer und Schuster habe ein »System« gesteckt. Grundlage dafür seien »Anlage- und Managementverträge« gewesen, die Gebauer zum Teil unterzeichnet habe. Die beiden Manager hätten mit einer Firmengruppe zusammengearbeitet, die Gewinnverteilung sei klar geregelt gewesen.
So wollten Schuster und Gebauer laut Ganninger beispielsweise an dem Export von Autos nach Angola mitverdienen. Zwei Drittel des Gewinns bei dem Geschäft sollten an die beiden Manager gehen, ein Drittel an die Firmengruppe. In Tschechien sollen Gebauer und Schuster an der Firma F-Bel beteiligt gewesen sein, die in Prag für die VW-Tochter Skoda eine Mini-Autostadt nach Wolfsburger Vorbild geplant hatte.
Unterdessen gibt es Spekulationen um VW-Markenchef Wolfgang Bernhard. Nach Informationen des Magazins »Stern« könnte er schon bald zu seinem ehemaligen Arbeitgeber DaimlerChrysler zurückkehren. Der designierte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche habe vor Vertrauten den Wechsel bestätigt. Sprecher von DaimlerChrysler und VW wollten die Spekulationen nicht kommentieren.
Insider halten die Rückkehr von Bernhard nach Stuttgart für eher unwahrscheinlich.

Artikel vom 10.08.2005