09.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mädchen wurde zwangsverheiratet

Anklage: 17-Jährige von moslemischer Familie in Bielefeld kaserniert


Bielefeld (uko). Mit einer »traditionellen Vermählung« nach islamischen Bräuchen wollte sich eine Bielefelder Familie eines 17-jährigen Mädchens bemächtigen. Jetzt hat Staatsanwältin Rosemarie Zindel-Bösing den 67-jährigen Familienvater Mehmet S., seine Ehefrau Rushe S. (45) und beider Sohn Halil S. (25) angeklagt.
Das Trio aus dem Kosovo soll sich demnächst wegen der Entziehung Minderjähriger, wegen tateinheitlicher Freiheitsberaubung und wegen Bedrohung vor einem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts verantworten.
Mit einer zufälligen Begegnung der 17-jährigen Schülerin Shiva S. (Name des Opfers geändert) aus Bayern mit dem 16-jährigen Bielefelder Mowgli S. (Name geändert) fing alles ganz harmlos an. Nach einer intimen Beziehung zu dem Sproß der Bielefelder Familie wurde das Mädchen ungewollt schwanger. Es folgte eine Einladung nach Bielefeld, und es sollte ein Fest in der Wohnung der Familie S. am Zebraweg in Senne gefeiert werden. Was die orthodoxe Christin Shiva nicht wußte: Während der Feier wurde ihre Zwangshochzeit mit Mowgli nach den traditionellen islamischen Bräuchen begangen.
Als die Schülerin Tage später zu ihrer Familie nach Bayern zurückkehren wollte, wurde ihr die Abreise verweigert. Sie gehöre nun zur Familie und trage den Enkel unter dem Herzen. Zurück dürfe sie nicht mehr.
Trotzdem gelang es der kasernierten Schülerin, unbemerkt ihren Vater zu alarmieren. Der sprach mit den Entführer und forderte die Freilassung seiner Tochter - vergeblich. Mit Polizeigewalt wurde Shiwa schließlich am 9. September 2004 aus dem Haus in Senne befreit. Im Gegenzug sollen die Mitglieder der aus dem Kosovo stammenden Bielefelder Familie mit Repressalien gedroht haben. Sie wollten angeblich dem Vater des Mädchens nach dem Leben trachten. Daher hat die Staatsanwältin auch den Tatbestand der Bedrohung angeklagt.

Artikel vom 09.08.2005