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Mord aus Habgier jetzt vor Gericht

Erdrückende Beweise gegen Spasoje V.

Von Uwe Koch
Steinhagen/Bielefeld (WB). 20 Jahre vergingen nach dem gewaltsamen Tod der Bäuerin Martha Riewe, jetzt soll ihre Ermordung doch noch gesühnt werden: Die Staatsanwaltschaft hat den mutmaßlichen Täter Spasoje V. aus Steinhagen des Mordes und des Raubes mit Todesfolge angeklagt. Verhandelt wird der Prozeß ab dem 28. September vor dem Bielefelder Schwurgericht.

Nachbarn entdeckten am 14. September 1985 Einbruchsspuren am Gehöft der in Amshausen allein lebenden 63-jährigen Martha Riewe. Die Zeugen alarmierten die Polizei und setzten damit zwei Jahrzehnte dauernde Ermittlungen in Gang. Im Haus fanden Polizeibeamte die grauenhaft zugerichtete Leiche der alten Frau. Der ganz Körper, so resümierte am Montag Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart, wies »massenhafte Unterblutungen auf«. Es waren in Serie Knochen zerschmettert worden, es gab Rippenserienbrüche und Rippendurchspießungen. Martha Riewe war mit einem Halstuch stranguliert worden und schließlich an massiven inneren Blutungen verstorben.
Am Tatort hatten die Ermittler ein Herrenjacket, eine Strumpfmaske, eine Sonnenbrille, eine Spielzeugpistole und eine Zigarettenkippe gefunden. Alle diese Spurenträger waren asserviert worden. Allerdings spielten die Asservate erst vor kurzer Zeit eine gewichtige Rolle. Nach dem neuesten DNA-Abgleich wiesen alle Funde den genetischen Fingerabdruck des Serben Spasoje V. aus Steinhagen auf. Der Ausbeiner hatte früher Gelegenheitsarbeiten auf dem Riewe-Hof verrichtet.
Nach den zwingenden Erkenntnissen der Mordkommission soll der 53-jährige Ausbeiner am 11. oder 12. September 1985 in den Bauernhof eingedrungen sein. Er soll von der Bäuerin Geld gefordert haben, doch das Opfer lehnte die Herausgabe ab. Daraufhin soll Spasoje V. die Frau bestialisch zugerichtet und ermordet haben. Staatsanwalt Klaus Metzler hält den Serben schon allein aufgrund der DNA-Spuren für überführt. Er hat den Mann des Raubes mit Todesfolges und des Mordes aus Habgier und zur Verdeckung einer anderen Straftat angeklagt.
Spasoje V. hat die Tat bestritten. Zwar sei er mehrfach in dem Haus gewesen, nicht aber zur Tatzeit. Er kann sich angeblich nicht erklären, wie die vorgefunden Tatwerkzeuge seine genetischen Spuren tragen konnten. Spasoje V. war im Jahr 2001 zweimal verurteilt worden - auch wegen vorsätzlicher gefährlicher Körperverletzung.
In den 80er Jahren hatte sich der Serbe als Ausbeiner mit einer Arbeitstruppe selbstständig gemacht. Zeitweise soll er 20 000 Mark im Monat verdient haben. Allerdings soll Spasoje V. zu jener Zeit auch erhebliche Spielschulden gehabt haben. Sein Pflichtverteidiger Thorsten Rock aus Dissen hat sein Mandat übrigens inzwischen niedergelegt. Zum neuenn Pflichtverteidiger bestellte das Landgericht Mirko Roßkamp.

Artikel vom 09.08.2005