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Wolkenbruch
»verwässert«
den Fahrplan

Diskus-Finale erst am Donnerstag

Helsinki (dpa). Dunkle Stunden in Helsinki: Am Chaos-Tag der Stabhochspringer hat auch noch ein Wolkenbruch WM-Zuschauer und Athleten zur Massenflucht aus dem Olympiastadion getrieben.

Als Franka Dietzsch gerade den Diskusring für ihren ersten Versuch betreten wollte, brach das Unwetter los - die 10. Leichtathletik-Weltmeisterschaften mussten die erste »Auszeit« nehmen. Sintflutartiger Regen prasselte in die Olympia-Arena von 1952, Blitze zuckten, Donnerschläge krachten, der Wind kam aus allen Himmelsrichtungen. Auf der Tartanbahn stand das Wasser zum Teil zentimeterhoch.
Das Diskusfinale der Frauen wurde auf Donnerstag verlegt, die Dreisprung-Qualifikation der Männer sowie die 200-Meter-Zwischenläufe mit Tobias Unger und Sebastian Ernst auf heute (12.45 Uhr) verschoben.
Drei von vier Entscheidungen konnten nach fast zweistündiger Verspätung noch durchgezogen werden. Seinen WM-Titel über 3000 Meter Hindernis verteidigte der gebürtige Kenianer Saif Saaeed Shaheen (Katar) in 8:13,31 Minuten. Über 800 m der Frauen gewann die Kubanerin Zulia Calatayud (1:58,82) ihren ersten großen Titel. Gold über 400 m Hindernis der Männer holte sich der Amerikaner Bershawn Jackson in 47,30 Sekunden - kurz vor dem Start hatte wieder Regen eingesetzt.
Am Vormittag war der Himmel über Helsinki noch freundlich. Licht und Schatten gab es allerdings für das DLV-Team, vier Athleten überstanden ihren Vorkampf nicht. »Schwabenpfeil« Unger entledigte sich der Vorlauf-Pflicht indes ohne Mühe. Der Sprinter vom LAZ Kornwestheim/Ludwigsburg lief in goldenen Schuhen als Vorlauf-Erster über 200 Meter in 20,45 Sekunden souverän ins Viertelfinale.
»Jetzt bin ich in Helsinki angekommen«, sagte der deutsche Rekordhalter. In die nächste Runde zog auch sein 200-m- Mitstreiter Sebastian Ernst (Schalke 04) ein. Hürdensprinterin Kirsten Bolm (Mannheim) zog mühelos ins Halbfinale ein. Der deutsche 400-m-Meister Simon Kirch aus Saarbrücken schied dagegen im Vorlauf aus. Den Endkampf im Speerwurf hat der Rostocker Mark Frank erreicht; für den Wattenscheider Christian Nicolay kam dagegen das Aus.
Erhebliche Aufregung gab es in der Stabhochsprung-Qualifikation, nachdem die Halterung am Ständer, auf der die Stange aufliegt, abgebrochen war. Daraufhin konnte nur auf einer Anlage weitergesprungen werden. Wegen des Handicaps wurde auch die Qualifikations-Höhe von 5,75 auf 5,60 Meter reduziert, was für den ehemaligen Hallen-Weltmeister Tim Lobinger zum Vorteil wurde. »So eine leichte Qualifikation gab es selten für mich«, sagte der Kölner, der 5,60 m locker wuppte.
Nichts genützt hat Lars Börgeling (Leverkusen) die unverhoffte Reduzierung der Final-Norm: Er scheiterte an seiner Anfangshöhe von 5,45 m. »Mir fehlen einfach die Worte. Das es so enden würde, hätte ich nicht gedacht«, meinte Börgeling. Sein Vereinskollege Danny Eckert meisterte bei schwierigen Windverhältnissen wenigstens 5,45 m und begleitet Lobinger in den Endkampf.

Artikel vom 10.08.2005