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Auf eigene Kosten und ohne Lohn

14 junge Menschen aus zehn Nationen richten drei Spielplätze her

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Foto)
Senne (pss). Volkan Kapanci ist 22 und studiert in Ankara. Doch derzeit hält er sich in Bielefeld auf, um hier in einer Gruppe von 14 jungen Menschen aus zehn Nationen unter Anleitung des Umweltbetriebes Spielplätze zu erneuern. Etwa den am Nashornweg in Senne, der einst den traurigen Ruf hatte, der schlechteste Spielplatz Bielefelds zu sein.

Es ist seit Jahren gute Tradition, dass in den Sommerferien internationale Jugendgruppen zum »Arbeitseinsatz« nach Bielefeld kommen. Organisiert wird dies vom »Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst« (IJGD), der seinen Sitz in Bonn hat. Weniger bekannt dürfte indes sein, dass die jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 22 Jahren den Großteil der Kosten aus eigener Tasche finanzieren. Anreise, 100 Euro Verpflegungsgeld und Taschengeld müssen selbst aufgebracht werden, die Unterkunft stellt die Stadt. In diesem Jahr ist die Gruppe in der Comeniusschule in Sennestadt untergebracht. Immerhin: Von der Stadt haben sie Tickets für Bus und Stadtbahn erhalten, so dass sie mobil sein können, ohne die eigene Geldbörse zu belasten.
Fridolin Gawora (22) ist der einzige Deutsche unter den Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus der Türkei, Polen, der Slowakei, Frankreich, Italien, Estland, Schweiz, Spanien und sogar den USA. Der Physik-Student aus Kassel, der in Jena studiert, ist zum vierten Mal bei einem solchen »Workcamp« dabei. Ihn reizt die Begegnung mit jungen Menschen aus vielen Nationen und auch der soziale Einsatz. Dafür ist er bereit, in die eigene Tasche zu greifen.
Bis zum 19. August wird sich die Gruppe in Bielefeld aufhalten und - außer an den Wochenenden - täglich fünf Stunden auf den insgesamt drei Spielplätzen in Senne, Sennestadt und Ubbedissen arbeiten. Da werden Spielhügel angelegt, wird Rasen eingesät, werden die Pflanzflächen vorbereitet, neue Spielkombinationen aufgebaut und auch gestrichen.
Was der Gruppe noch fehlt, sind Begegnungen mit jungen Menschen aus Bielefeld. Etwa Vereinen oder kirchlichen Gruppen. »Es wäre schön, wenn es zu solchen Begegnungen kommen würde«, erklären Gawora und Kapanci. Weil dies die internationale Verständigung fördern würde. Politiker könnten viel erzählen. Doch wenn es unten an der Basis nicht klappt, dann bliebe Verständigung ein leeres Wort.
Überrascht zeigte sich Sennes Bezirksvorsteher Ferdinand Stöppel darüber, dass die Teilnehmer an diesem Workcamp den Großteil der Kosten selbst tragen. »Das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen,« lobt er den Einsatz der jungen Menschen. Zusammen mit Bezirksamtsleiter Eberhard Grabe und Johann Bergmann vom Umweltbetrieb will man nun den Wunsch der Gruppe erfüllen, für Begegnungen mit hiesigen Jugendgruppen zu sorgen.
Vereine und Institutionen, die Interesse an einer Begegnung haben, können sich bei Johann Bergmann im Umweltbetrieb (Grünunterhaltung), Eckendorfer Straße 57, Telefon 0521/51 28 65 (Fax 0521/51 34 37) oder per E-Mail an johann.bergmann@bielefeld.de wenden
Was Bergmann derzeit jedoch bedrückt ist die Tatsache, dass immer wieder in die abgezäunte Baustelle am Nashornweg eingedrungen und mutwillig Zerstörungen angerichtet werden. Bergmann: »Wir appellieren an alle, dies zu unterlassen. Der Spielplatz wird wieder eröffnet, wenn alles fertig ist.« Bis dahin sollten auch die Ungeduldigsten warten.

Artikel vom 09.08.2005