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»CVK-Management lässt
sich nicht erpressen«

Der Cornelsen-Vertrieb arbeitete trotz Streik

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Etwa 40 Beschäftigte des CVK Cornelsen Verlagskontors sind am Montag eine Streikaufruf gefolgt und haben die Arbeit niedergelegt. Nach Auskunft von Unternehmenssprecherin Heike Aistermann gab es zunächst keine größeren Auswirkungen auf den laufenden Distributionsbetrieb in der Schulbuchsaison.

»Wir können unsere Aufträge heute normal abarbeiten. Insbesondere im Bereich der Schulbuchbestellungen ist Kontinuität gewährleistet«, betont Heike Aistermann. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Kündigung des Ergänzungstarifvertrages hatte die Gewerkschaft Verdi die CVK-Mitarbeiter von Montag an zu unbefristeten Streiks aufgerufen. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte es einen Warnstreik gegeben, an dem etwa 60 Beschäftigte teilgenommen hatten.
Insgesamt arbeiten bei der CVK Cornelsen GmbH & Co. KG 320 Beschäftigte. Verstärkt wird das Team in Hochzeiten wie der gegenwärtigen Schulbuchauslieferung von bis zu 130 Aushilfen. Mit vereinten Kräften werde man das gesteckte Pensum auch schaffen, versichert man bei der Führungsmannschaft um Geschäftsführer Horst Keplinger.
Auslöser für den Streik ist die von der Geschäftsleitung gekündigte Ergänzungsvereinbarung zum Tarifvertrag, die bereits 1992 geschlossen worden war. Durch die Verlagerung der Cornelsen-Verlagsaktivitäten nach Berlin war für die Mitarbeiter in Bielefeld ein Wechsel aus dem Tarif »Buch/Zeitschriften« in die Tarifgruppe Groß-/Außenhandel erforderlich geworden. Differenzen zwischen beiden Gruppen waren durch einen Ergänzungsvertrag hinsichtlich Arbeitszeiten und Zusatzvergünstigungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld geregelt worden. Dieser Vertrag wurde jetzt gekündigt.
Das Papier war, wie man bei Cornelsen einräumt, seinerzeit unbefristet geschlossen worden. Eine Zweiklassen-Gesellschaft innerhalb der Belegschaft möchte man aber um jeden Preis vermeiden. Von dem Ergänzungsvertrag profitieren nur Cornelsen-Mitarbeiter aus der Zeit vor 1992. Die finanziellen Nachteile sollen, so Cornelsen, durch ein für alle Mitarbeiter einheitliches Prämiensystem aufgefangen werden. Keplinger: »Ich möchte damit eine stärker leistungsorientierte Bezahlung ermöglichen.« Entsprechend deutlich fiel die Absage des Managements am Montag an die Streikaktion aus: CVK wird sich nicht zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der Belegschaft erpressen lassen.

Artikel vom 09.08.2005