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Boykotteure erwägen Umzug nach Österreich

Sorgerechtsverfahren noch nicht entschieden


Von Andrea Pistorius
Paderborn (WB). Zwei baptistische Familien, die in Paderborn leben, erwägen, sich der deutschen Schulpflicht durch einen Umzug nach Österreich zu entziehen. Ob sie die Stadt verlassen dürfen, obliegt allerdings der Entscheidung einer Richterin.
Ende Juli hatte das Paderborner Familiengericht den beiden Elternpaaren teilweise das Sorgerecht entzogen: Dem städtischen Jugendamt wurden gleichzeitig das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die vier Grundschulkinder sowie die Verpflichtung übertragen, für einen ordnungsgemäßen Schulbesuch zu sorgen. Gegen diesen Beschluss legten die Eltern beim Oberlandesgericht erfolgreich Beschwerde ein. Das OLG wies die Paderborner Richter an, die Eltern in einem mündlichen Verfahren zur Sache zu hören.
Dieser Gesprächstermin fand in der vergangenen Woche statt, er soll sich nach Auskunft des Paderborner Jugenddezernenten Wolfgang Walter über mehrere Stunden erstreckt haben. Eines der erörterten Themen war die Absicht der beiden Mütter, mit ihren Kindern nach Österreich zu ziehen. Eine Entscheidung der Familienrichterin steht noch aus; es wird damit gerechnet, dass sie in der kommenden Woche ihren Beschluss verkünden wird.
Am Paderborner Familiengericht sind noch zwei weitere Sorgerechtsverfahren anhängig, die baptistische Familien betreffen. Die Verhandlungen werden jedoch nach Mitteilung eines Justizsprechers durch Befangenheits- und Beschwerdeanträge der Eltern verzögert. Insgeamt weigern sich sieben strenggläubige Elternpaare aus den Kreisen Höxter und Paderborn seit einem Jahr aus religiösen Gründen, Kinder zu einer Staatsschule zu schicken.

Artikel vom 09.08.2005