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Saftig setzt auf Radim Kucera

Arminias Handlungsbedarf in der Innenverteidigung dringender denn je

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Wer im Bremer Weserstadion zwei Tore schießt ist eigentlich gut dran. Wer aber gleichzeitig fünf Treffer kassiert, darf sich nicht wundern, dass die Moral im Keller ist, ehe sie überhaupt dem Team Flügel verleihen kann.

Arminia, der erneut von vielen Experten apostrophierte Abstiegskandidat, präsentierte sich zum Saisonauftakt als die personifizierte »1. Allgemeine Verunsicherung.« Nach vorne hui, aber in der Abwehr pfui. Die Bremer »Stadtmusikanten« um Klose, Klasnic, Frings und Co. spielten vor eigenem Publikum phasenweise ganz groß auf, weil es die Bielefelder Defensive zuließ. »Da fehlte jegliche Ordnung. Jeder hatte mit sich selbst genug zu tun«, erklärte Trainer Thomas von Heesen das Debakel in der letzten Reihe.
DSC-Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig gewann indes der 2:5-Klatsche auch eine gute Seite ab: »Jeder hat heute gesehen, dass wir dringend einen Abwehrchef brauchen.« Der schweigsame Brasilianer Marcio Borges wird dieser Rolle nicht gerecht. Der junge, aber durchaus talentierte Heiko Westermann ist noch zu »grün«, um als »Turm in der Bundesliga-Schlacht« bestehen zu können. Eine Alternative zum verletzten Petr Gabriel ist in den eigenen Reihen weit und breit nicht in Sicht, zumal in Bremen mit dem jungen Schweizer Christian Schwegler überhaupt nur ein »gelernter Defensiver« auf der Ersatzbank saß.
Den Handlungsbedarf in der Innenverteidigung hofft Reinhard Saftig noch in dieser Woche ausräumen zu können. Ursprünglich wollte er gestern nach Tschechien fliegen, um sich das erste Saisonspiel zwischen Sigma Olmütz und Banik Ostrau anzuschauen und anschließend erneut mit den Verantwortlichen der Gastgeber über den Transfer von Radim Kucera zu reden.
Olmütz' Manager Kubiczek riet ihm aber von diesem Trip ab. »Wir sitzen heute Abend mit dem Vorstand und den Sponsoren zusammen und beraten. In jedem Fall wird es anschließend eine Entscheidung geben.«
Arminias Gegenangebot zu der bisher überhöhten Forderung der Tschechen steht. Er sei selbst gespannt, wie sich die beiden Gruppierungen im Olmützer Umfeld einigen, sagte gestern Saftig, zeigte sich aber optimistisch, dass der erhoffte Transfer vielleicht schon heute gelingt. »Mit dem Spieler sind wir uns bis auf kleine Details grundsätzlich einig.«
Ob der 31-jährige Kucera den Bielefeldern auf Anhieb hilft und die wackelige Defensivabteilung stabilisieren kann, muss abgewartet werden. Sprachprobleme sieht Reinhard Saftig nicht. »Kucera war fünf Jahre Kapitän und verfügt über ausreichende internationale Erfahrung. Er wird den Laden schon zusammenhalten.«
Natürlich hat der neue Bielefelder »Sportchef« auch nach Alternativen Ausschau gehalten. Seine Feststellung: »Geeignete deutsche Spieler sind derzeit nicht zu bekommen.« Vergeblich klopfte er anlässlich der Manager-Tagung in Frankfurt beim Hamburger Sportverein bezüglich einer Rückholaktion von Bastian Reinhardt an und handelte sich einen Korb ein. »Reinhardt ist zwar derzeit nur unsere Nummer drei in der Abwehr, aber den geben wir nicht frei.« Und Frank Fahrenhorst, der Samstag nicht mal dem Bremer Aufgebot angehörte? Dazu Reinhard Saftig: »Den können wir erst recht nicht bezahlen.«

Artikel vom 09.08.2005