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Hunger, Durst und Abschiedsbriefe

Das Drama um die U-Boot-Männer - Der Kommandeur muss gehen


Moskau (dpa). Die unter Wasser eingeschlossenen russischen U- Boot-Männer mussten entgegen den Beteuerungen der Marineführung in ihrer 76-stündigen Gefangenschaft hungern und dürsten. An Bord des Mini-U-Bootes seien kaum Lebensmittel und Wasser gewesen, sagten Ärzte gestern in Petropawlowsk-Kamtschatski.
Die Männer hätten täglich nur drei bis vier Schlucke Wasser getrunken und Zwieback krümelweise gegessen.
Als Konsequenz aus dem U-Boot-Unglück zeichnete sich die Absetzung von Marinekommandeur Admiral Wladimir Kurojedow ab. Er soll im September »wegen seiner schlechten Gesundheit« und der Geschehnisse um das U-Boot sein Amt abgeben.
Die am Sonntag mit Hilfe britischer Spezialisten aus 190 Meter Tiefe geretteten Seeleute wurden weiter in einem Militärkrankenhaus behandelt. Verteidigungsminister Sergej Iwanow besuchte seine Untergebenen und befahl ihnen, sie sollten sich gut auskurieren »oder wenigstens anständig erholen«. Die Soldaten erklärten sich gegenüber Iwanow bereit, »morgen wieder mit ihrem Boot auf Tauchgang zu gehen«, wie der staatsnahe Fernsehsenders ORT sie zitierte. Den Tod vor Augen hatten die Seefahrer schon Abschiedsbriefe an ihre Familien geschrieben. Nach der Rettung lasen die Angehörigen gestern diese Briefe und beschlossen, sie aufzuheben.

Artikel vom 09.08.2005