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Große Koalition

Starke Fliehkräfte in der SPD


Erst Hans Eichel und Wolfgang Clement, dann Otto Schily: Führende SPD-Politiker wollen eine Große Koalition nicht mehr ausschließen und reden so genau diesem Bündnis das Wort. Beinahe gebetsmühlenartig wird erklärt, dass ein Koalition mit der Union »kein Sündenfall« sei.
Die Absetzbewegung der Herren Finanz-, Wirtschafts- und Innenminister ist unmissverständlich. Alle drei glauben nicht mehr daran, dass es nach dem 18. September eine SPD-geführte Bundesregierung geben wird. Also heißt es sich einzurichten für die Zeit nach Gerhard Schröder. Es geht um den Machterhalt. Und da ist die Vorstellung, unter Angela Merkel mitzuregieren, allemal verheißungsvoller als auf die harten Oppositionsbänke zu wechseln.
Es ist ein Kuriosum der Umfragen-Arithmetik, dass Eichel, Clement und Schily ihren Chef gerade in dem Moment zum Abschuss freigeben, in dem die SPD zur Aufholjagd ansetzt. Vergangene Woche noch haben Kanzler Schröder und Parteichef Müntefering sich genüsslich zurücklehnen und das Schlingern der Herausforderer zur Kenntnis nehmen können. Jetzt hat die Realität sie wieder, die da heißt: Die eigene Partei ist alles andere als geschlossen, die Fliehkräfte in der SPD sind beachtlich.Ulrich Windolph

Artikel vom 09.08.2005